Ein kaltschnäuziger Norweger, entfesselte Polen und ein deutsches Weltmeister-Duo, das an die Stätte seines Erfolges zurückkehrt– ein besseres Drehbuch hätte man für die dritte Tournee-Station nicht schreiben können. Schade, dass der Hexenkessel am Bergisel leer bleiben muss, denn auch die ÖSV-Adler absolvierten eine tolle Qualifikation: 12 von 13 ÖSV-Athleten sind heute dabei. Die Österreicher haben mit der Tournee noch eine Rechnung offen, schlugen sich doch alle außer Philipp Aschenwald bisher unter Wert. Und wo könnte man besser zeigen, was man drauf hat, als auf der ersten Heimschanze der Tournee.

Das gilt auch für die nationale Gruppe, der unter anderem Gregor Schlierenzauer angehört. Was im Kopf des einstigen Seriensiegers vorgeht, lässt sich nur schwer ausmalen. Seit der Vorsaison hat er den erfolgreichsten Trainer der letzten Jahre, Werner Schuster, als Mentor an seiner Seite. Doch mit dem entscheidenden Schritt nach vorne will es bisher nicht klappen. Der ehemalige DSV-Trainer brilliert derzeit übrigens in einer anderen Rolle. Wer Skisprung-Berichterstattung auf einem neuen, professionellen Niveau erleben will, dem seien Werner Schusters Kommentare auf Eurosport ans Herz gelegt: Fachlich auf dem allerneuesten Stand, abwechslungsreich, wortgewandt und locker bringt er frischen Wind und eine neue Sichtweise in die Szene. Der ehemalige Weltklasse-Trainer hat nicht nur Technik, Stärken und Schwächen der Sportler im Blick, sondern auch deren individuelle Entwicklung.

Im Poker um den Gesamtsieg haben für mich im Moment die Polen die besten Karten. Ihr fulminantes Comeback in Garmisch mit Schanzenrekord und den Rängen eins, drei und vier sorgt für Euphorie im Team, während Karl Geiger und Halvor Enger Granerud zu Einzelkämpfern innerhalb ihrer Mannschaften geworden sind. Geht es allerdings um den Tagessieg, tippe ich auf den absolut stabilen Norweger.