Louis Obersteiner – ein Name, der nicht unbedingt französisch klingt. Doch der 21-Jährige springt seit Sommer dieses Jahres für den Skiklub Les Contamines Montjoie über die Schanzen dieser Welt. So auch bei der Vierschanzentournee, wo er in Oberstdorf als Mitglied der zweiköpfigen, französischen Equipe als 58. allerdings in der Qualifikation hängen blieb. Vor seinem Nationenwechsel ging Obersteiner noch für den österreichischen Skiverband auf Weitenjagd und galt dort nach Gold bei der Junioren-WM 2023 als vielversprechende Zukunfts-Aktie.
Zwar kann Österreich schon auf viele Junioren-Weltmeister verweisen, doch holte Obersteiner den Titel als erster Wiener der Geschichte. Eine Tatsache, die vor rund drei Jahren in der Szene für viel Aufsehen gesorgt hatte, erlernte der Donaustädter sein Skisprung-Handwerk doch bei den Wiener „Stadtadlern“, denen auch die bereits Weltcup-erprobte Meghann Wadsak angehört. Für seinen WM-Titel wurde Obersteiner sogar von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig im Rathaus empfangen.
Die Gedanken über einen Nationenwechsel keimten bei Obersteiner, der in Frankreich geboren wurde, eine Doppelstaatsbürgerschaft besitzt, eine französische Mutter hat und fließend Französisch spricht, bereits nach der Saison 2023/24 auf, als es für ihn nicht nach Wunsch lief. „Im französischen Team finde ich mehr Freiraum für meine Entwicklung und setze mich damit auch weniger unter Druck. Ich möchte ein konkurrenzfähiger Athlet werden und um Siege mitkämpfen können“, begründete Obersteiner seinen Schritt gegenüber dem polnischen Portal „skijumping.pl“.
Doch öffnete ihm der Wechsel freilich auch die Tür in Richtung Weltcup, wo er vor wenigen Wochen in Falun sein Debüt gegeben hat. „Im ÖSV-Team ist einer besser als der andere“, weiß Obersteiner. Und die starke Konkurrenz in der rot-weiß-roten Mannschaft erschwere einen Aufstieg ins Nationalteam immens. In Frankreich sei das um einiges leichter – und so winkt dem „Neo-Franzosen“ sogar ein Ticket für die Olympischen Spiele, womit er sich seinen nächsten Traum erfüllen könnte.