Das Lauberhorn, die Abfahrt in Wengen, ist der "Dinosaurier" unter den Abfahrten, sagt man immer wieder. Irgendwie passend, wenn sich in der ersten von zwei Abfahrten am Freitag die zwei "Giganten des Skiwinters" ein packendes Duell um den Sieg lieferten – diesmal mit dem besseren Ende für den Norweger: Aleksander Aamodt Kilde drehte diesmal den Spieß um und gewann 0,19 Sekunden vor dem auch in der Abfahrt sensationellen Marco Odermatt – im Super-G am Donnerstag war die Reihenfolge genau umgekehrt. Für die Österreicher blieb so kein Platz auf dem Podest – aber Daniel Hemetsberger, Max Franz und Matthias Mayer kamen auf die Plätze vier bis sechs.
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Für Kilde war es der erste Sieg in Wengen – und der schon fünfte der Saison. Damit rückte er im "Siegesduell" Odermatt wieder bis auf einen Sieg nahe, der Schweizer hat heuer bereits sechs Mal gewonnen. So oder so: Das Duell der beiden Ausnahmekönner war auch diesmal überragend. Die Überraschung aber war, dass der 24-jährige Schweizer gleich bei seiner Premiere auf dem Lauberhorn so mit Kilde mithalten kann.
Der war mit seiner Fahrt durchaus zufrieden. "Nur bei der Passage Langentrejen, da sind ein paar Schläge, hatte ich ein paar Probleme. Sonst war es eine wirklich gute Fahrt. Und es war so geil zu fahren", war der 29-Jährige mit sich selbst zufrieden. Und Odermatt, der vor allem im "Brüggli-S" überzeugte und damit sogar schneller war als der dreifache Wengen-Sieger Beat Feuz, der mit Rang drei vorliebnehmen musste, meinte schmunzelnd: "Ich hatte mit Beat und Carlo Janka ja die besten Lehrer." Letzterer gab am Donnerstag bekannt, seine erfolgreiche Karriere, nach vielen Jahren mit Verletzungsproblemen und Rückenschmerzen, an diesem Wochenende ausklingen zu lassen. Aber im "Brüggli-S" war er zeit seiner Laufbahn einer der Besten – dieses Wissen, wie man diese Passage zu fahren hat, gab er bei der Besichtigung an Odermatt weiter – mit Erfolg.
Die Österreicher mussten sich hinter diesem Toptrio anstellen. Die große Überraschung war der Oberösterreicher Daniel Hemetsberger, der mit Startnummer zwei eine Zeit in den Schnee knallte, an die viele andere nicht herankamen. "Als Beat nach mir nur 16 Hundertstelsekunden schneller war, wusste ich: So schlecht kann es nicht gewesen sein", meinte Hemetsberger, der zuletzt schon in Bormio Vierter gewesen war. Diesem vierten Platz ließ er nun einen weiteren folgen: "Es klingt surreal, dass viele gute hinter mir sind. Aber ich wollte alles auf Zug fahren, das ist mir gut gelungen." Wenn er an das Rennen am Samstag über die volle Distanz denke, werde ihm "schon etwas schwarz vor Augen", denn mit dem Atemrhythmus sei es nicht so leicht. "Es ist mit dem Schnaufen brutal zähl. Aber ich werde alles reinhauen."
Franz und Mayer mit kleinen Schnitzern
Franz kam nicht ganz fehlerfrei durch und ärgerte sich entsprechend. "Ich habe beim S zu wenig rausgenommen und dann den Ski nicht auf Zug bekommen. Es hat mich verschlagelt. Danach ist mir trotzdem alles gut gelungen. Es funktioniert, ich bringe die Ski gleich auf Zug, so macht Skifahren Spaß. Ich bin schnell, es ist lässig. Aber heute habe ich beim Fahren zwei falsche Entscheidungen getroffen, die ein bisschen was ausmachen. Über den fünften Platz freue ich mich aber schon."
Auch Mayer wusste, wo er die Zeit verloren hat. "Im Ziel-S, da habe ich angestellt und noch einen Schlag bekommen, das war nicht optimal. Oben war es okay, es war nicht so, wie es Kilde gefahren ist, das war richtig perfekt, aber zwei Zehntel finde ich oben sicher auch noch", sagte der Kärntner. Auf die Fahrt werde er für die klassische Abfahrt am Samstag aufbauen.
Das Antreten von Vincent Kriechmayr, der wegen seiner Corona-Infektion nicht an den Trainings teilnahm und sich am Freitag vor dem Rennen für die Regelerfüllung einmal aus dem Starthaus abstieß, hatte einige Diskussionen mit sich gebracht, Protest war aber von keiner Nation eingebracht worden. "Ich habe engagiert angefangen. Ich habe einen Pflug gemacht im Kernen-S, da wäre vielleicht ein Training ganz gut gewesen", sagte der Oberösterreicher, der dankbar war, dass er fahren durfte. "Ich hoffe, dass das dann bei anderen Athleten auch der Fall ist, das wäre nur fair."