Man hatte darauf gehofft, es herbeigesehnt. Der Skisport, so waren sich alle Experten einig, braucht wieder einen Superstar bei dieser WM, der den Sport aus der Beliebigkeit heben kann. Damit, dass es am vorletzten Tag nicht einfach „nur“ um Gold im Slalom geht, sondern im Prinzip eben auch um den inoffiziellen Titel des WM-Superstars, der „Königin der WM auf der Tofana“. Denn: Derzeit hat Lara Gut-Behrami diese Rolle inne, dank ihrer zwei Goldmedaillen (in Super-G und RTL) und Bronze in der Abfahrt.

Aber zwei Läuferinnen können heute gleichziehen oder sie gar überflügeln: Mikaela Shiffrin natürlich, die nach drei Starts einen kompletten Medaillensatz (Gold, Silber, Bronze) eingefahren hat, und natürlich auch Katharina Liensberger, die vor dem Slalom bei Gold und Bronze hält. Wobei vor allem Liensberger auf Wolke sieben zu schweben scheint. „Es scheint, als ob ich Cortina wirklich liebe, die Heimat meines Opas, der aus der Gegend von Kronplatz kommt, das ist sehr emotional für mich. Und doch ist es das erste Mal, dass ich hier Ski fahre – aber ich fühle mich einfach rundum wohl.“

Liensberger: "Kann jetzt befreit losfahren"

Positiver Nebeneffekt der zwei Medaillen: Im Slalom, ihrer Lieblingsdisziplin, „kann ich jetzt wirklich befreit losfahren. Es ist nicht ganz egal, was passiert, aber das, was ich habe, beflügelt und befreit“. Die 23-Jährige will ihren Weg, ihre Mission fortsetzen. Und die klingt simpel: „Ich will einfach auf das vertrauen, was ich kann und mit Herz Ski fahren.“

Ihr Herz hat die Vorarlbergerin übrigens in Cortina fast verloren: an Maskottchen Corti, das Eichhörnchen. Und das hat für sie daher nahezu Symbolwert: „Ich habe vor dem Parallel-RTL auf der Fahrt auf den Berg eines gesehen. Und mein Servicemann dann eines vor dem Riesentorlauf. Und als ich dann die Trophäe für die Medaille erstmals in Händen hielt, habe ich erst erkannt, dass das auch ein Eichhörnchen darstellt.“ Wie gut, dass Eichhörnchen nicht nur putzig anzusehen sind, sondern auch die Eigenschaft haben, zu sammeln. Wie Liensberger Medaillen? „Das wäre ein gutes Motto, ja – Platz um den Hals ist definitiv noch.“

Shiffrin winkt ein Rekord

Weniger Platz wäre bei Mikaela Shiffrin, die nun bei zwölf WM-Starts bei unglaublichen zehn Medaillen hält. Und auch der Slalomkurs findet ihren Geschmack. „Ich bin hungrig, vor jedem Rennen. Ich will immer gewinnen.“ Die Rekorde allerdings, die sind ihr egal, dabei kann sie heute einen besonderen aufstellen, als erste Läuferin fünfmal in Serie in einer Disziplin WM-Gold holen. Shiffrin: „Es gibt immer ein erstes Mal für alles. Ich könnte aber auch die Erste sein, die es nicht schafft. Daran denke ich nicht.“