Wie geht es Ihnen nach dem vergangene Woche im Training erlittenen Kreuzbandriss?
ALEKSANDER AAMODT KILDE: Den Umständen entsprechend ganz gut. Die Operation ist gut verlaufen, es war zum Glück keine schwerere Verletzung. Aber ich weiß, dass jetzt ein langer Weg auf mich wartet. Ich nehme diese Herausforderung an, bin motiviert und weiß: Ich werde stärker zurückkommen.

Haben Sie sich schon ein Datum gesetzt, wann Sie wieder auf den Ski stehen wollen?
KILDE: Schwierig zu sagen. Aber ich werde versuchen, im Juli oder August wieder auf Ski zu stehen. Bis dorthin wird es aber ein langer Prozess sein.

Sie waren vor Ihrer Verletzung in bestechender Form, haben in Gröden gewonnen. Wie schmerzhaft ist diese Verletzung, auch angesichts der möglichen Verteidigung des Gesamtweltcups?
KILDE: Es gibt keinen guten Zeitpunkt für eine Verletzung. Aber wenn du wie ich fühlst, dass du in der Form deines Lebens bist, ist es besonders bitter. Ich will Rennen fahren, aber das geht jetzt nicht mehr. Was mir hilft, ist das Wissen, dass ich gut Ski gefahren bin. Ich werde kämpfen und dasselbe Level wieder erreichen. Das wird mein Ziel.

Vor Ihnen erwischte es Norwegens Jungstars Lucas Braathen und Atle Lie McGrath, das Material steht im Fokus der Kritik. Ist das Set-up zu aggressiv?
KILDE: Die Dinge entwickeln sich wie alles im Leben – es wird immer extremer. Wir versuchen zugleich schneller und besser zu werden, deswegen wird es immer Stürze geben. Das ist unser Sport – und das ist nicht neu. Schwierig zu sagen, warum das so ist. Es ist wohl eine Mischung aus der Bereitschaft, alles zu riskieren, dem Schnee und dem Material. Verletzungen waren immer Teil unseres Sports. Wir müssen versuchen, das zu minimieren. Aber es ist hart.

Sie sind seit Kurzem in Innsbruck-Arzl wohnhaft. Wie gefällt es Ihnen als „Neo-Österreicher“?
KILDE: Ich mag es sehr. Innsbruck ist ein netter Platz und liegt sehr zentral. Für mich als Skifahrer ist es ideal, um ohne ein Flugzeug zu vielen Weltcuprennen reisen zu können. Gerade nach Absagen, wie jetzt in Wengen, habe ich so drei, vier Tage mehr, an denen ich in Innsbruck entspannen kann. Innsbruck ist jetzt mein Zuhause. Also werde ich auch für die Reha hierbleiben. Da bin bei Doktor Christian Fink in guten Händen.

Ihr früherer Teamkollege Aksel Lund Svindal hat sich einst auch nahe Innsbruck niedergelassen ...
KILDE: Er hat seine Wohnung noch, kommt wegen der Pandemie derzeit aber nicht oft her. Ich habe ihn gefragt, ob er wieder so entscheiden würde, was er bejaht hat. Er hat mich bestätigt. Aufgrund der aktuellen Situation mit all den Reisen war es der richtige Schritt. Der Flughafen ist nahe, mir fehlt aber die Zeit, um immer nach Norwegen zu fliegen. Das kostet viel Energie.

Daumen hoch bei Kilde
Daumen hoch bei Kilde © KK

Ihr Landsmann Henrik Kristoffersen war Top-Favorit auf den Gesamtweltcup, lässt aber derzeit oft aus. Warum?
KILDE: Ich fahre mit Henrik seit meiner Kindheit. Ich weiß, was er kann, und bin mir sicher, dass er wiederkommt. Er ist ein so guter Fahrer! Er kennt den Druck und kann mit ihm umgehen. Und bitte nicht vergessen: Er hat den Slalom in Madonna gewonnen. Aber man hat an ihn eben höhere Erwartungen.

War es der richtige Weg, mit eigenem Team und nicht mit den Norwegern zu arbeiten?
KILDE: Schwer zu sagen. Er ist es gewohnt, dass er seinen Vater als Coach hat. Ich respektiere das und wenn er das mag, passt das auch. Aber wir haben das beste Team der Welt. Wenn er nicht Teil davon sein will, ist das sein Problem. Ich bin mir aber sicher, dass du in diesem, unserem Team besser wirst.

Sie sprechen den norwegischen Team-Spirit an?
KILDE: Ja, es ist Teil unserer Kultur. Wir sehen es bei Sebastian Foss-Solevaag oder den Jungen Lucas Braathen und Atle Lie Mc Grath, die jetzt leider auch verletzt sind. Alle pushen sich gegenseitig und wollen den nächsten Schritt machen. Dazu haben wir tolle Trainer, die uns antreiben. Wenn du ein Norweger bist, hast du den besten Platz, um besser zu werden: das Team.