Während viele Familien nach besinnlichen Weihnachtsfeiertagen in ein ruhiges Wochenende starten, geht es für die Technik-Frauen im alpinen Ski-Weltcup auf dem Semmering heiß her. Heute startet das Spektakel mit einem Riesentorlauf, in dem ÖSV-Ass Julia Scheib einmal mehr zu den ganz großen Favoritinnen zählt. In den vier bisherigen Rennen feierte die Steirerin zwei Siege – genauso viele wie die neuseeländische Weltcup-Führende Alice Robinson. Die Mission beim Heimrennen ist deshalb klar: „Ich will mit dem Roten Trikot abreisen!“

Für die 27-Jährige ist es das speziellste Rennen in der Heimat, haben sich für den Bewerb am Samstag doch zahlreiche Freunde und Verwandte aus der Weststeiermark angesagt. „Für mich ist es das Rennen, das am nächsten zu meiner Heimat liegt, also kommen auch am meisten Leute. Das gibt sicher eine Extraportion Motivation.“ Auf zusätzlichen Ansporn ist Scheib in dieser Saison aber gar nicht angewiesen. Während die Frauentalerin im Vorjahr zwar immer wieder aufzeigte, aber nie konstant ablieferte, zählt sie gemeinsam mit Robinson in diesem Winter zu den ganz großen Favoritinnen auf die kleine Kristallkugel.

Julia Scheib: „Fühle mich viel besser“

Ein Grund dafür ist auch das für die Konkurrenz fast schon erschreckende Selbstverständnis, welches die Weststeirerin in dieser Saison an den Tag legt. „In den vergangenen Jahren haben sich bei mir immer wieder kleine Fehler eingeschlichen. Das nagt dann so am Selbstvertrauen, dass du irgendwann nicht mehr attackieren willst“, erklärt Scheib. Heuer sei aber alles ganz anders. „Ich weiß jetzt, was mit meinem Skifahren möglich ist und muss nicht nach einem kleinen Fehler alles über den Haufen werfen.“ Doch nicht nur bei der Herangehensweise habe sich zum Vorjahr vieles verändert. Vor einem Jahr fuhr Scheib auf dem Semmering zu Platz sechs – nachdem sie die Weihnachtszeit damals im Bett verbracht hatte. „Es ist wie Tag und Nacht“, sagt sie über den Vergleich mit dem Start in der vergangenen Saison. „Damals hatte ich zuvor eine Grippe und war wirklich kaputt. In diesem Jahr fühle ich mich viel besser.“

Super-G steht auf dem Programm

Wirklich zur Ruhe kommen konnte Scheib aber auch heuer nicht – dieses Mal aber aus ganz anderen Gründen. „Wenn du Rennen fährst, dann kommst du einfach nie in Weihnachtsstimmung, weil so viel ansteht. Das war in anderen Jahren anders. Ich liebe Weihnachten, mit allem, was dazugehört, vom Keksebacken bis zum Kitsch.“ In den vergangenen Tagen sei aber nur Zeit für ein kurzes Zusammenkommen gewesen, ehe es weiter zum Training ging. Neben Riesentorlauf steht dabei immer öfter Super-G auf dem Programm. In Zauchensee könnte die Steirerin dann ihr Saisondebüt in der Speed-Disziplin geben, die einen hohen Stellenwert genießt. „Wenn man in einer Disziplin die Chance auf mehr hat, sollte es keine Hauruckaktionen geben und das wäre ein verfrühter Start im Super-G für mich gewesen. Ich kann sicher beruhigter an den Start gehen, wenn ich in Zauchensee bereits davor Trainings auf dem Rennhang in den Beinen habe.“