Laufbestzeit gefordert, Laufbestzeit geliefert – Julia Scheib war auf dem Semmering vor 5680 Fans einmal mehr die beste Österreicherin und sicherte sich mit einem fabelhaften Lauf im zweiten Durchgang Platz sechs im Riesentorlauf. Nach Zwischenrang 13 zur Halbzeit verlangte die ehrgeizige Weststeirerin von sich selbst die Laufbestzeit im Finale und wurde ihren eigenen Ansprüchen auch gerecht. „Im letzten Abschnitt war ich zwar schon etwas weit weg von der Linie, aber grundsätzlich habe ich noch das Maximum rausgeholt“, fasste es Scheib zusammen.
Nach ihrem Premierenstockerl in Sölden ist der sechste Platz am Zauberberg mit Sicherheit ganz weit oben in ihrer bisherigen Erfolgshistorie einzuordnen. Zum einen ging es nach dem Ausfall beim letzten Riesentorlauf in Killington um eine Reaktion, zum anderen hatte die Frauentalerin in den vergangenen Tagen mit einer Erkrankung zu kämpfen. „Die Situation vor dem ersten Durchgang war nicht leicht für mich“, gestand Scheib. „Es war eine Ungewissheit vorhanden, da ich nicht gewusst habe, ob es funktioniert oder ob ich komplett eingehe. Du weißt einfach nicht, wie der Körper reagiert, ich bin davor ja fünf Tage flachgelegen. Jetzt muss ich schauen, dass ich mich gut erhole. Zu Silvester gibt es also ein Schonprogramm.“
Volle Attacke am Semmering
Auf dem Semmering war aber noch „volle Attacke“ angesagt, was Selbstvertrauen für kommende Aufgaben gibt. „Es ist für mich schon wichtig zu sehen, dass ich vorne dabei bin.“ Ganz vorne platzierte sich am Semmering mit Federica Brignone die Rossignol-Kollegin der Weststeirerin. Als Halbzeitführende ließ die Italienerin im Finale nichts anbrennen und schraubte ihren eigenen Altersrekord noch einmal nach oben. Brignone bleibt also weiterhin die älteste Siegerin eines Weltcuprennens. „Ich will diesen Rekord aber schon noch ein paar Mal in dieser Saison brechen“, strahlte sie im Ziel. „Ich habe mich heute extrem gut gefühlt und bin richtig stolz darauf, endlich hier in Semmering gewonnen zu haben.“ Den Zauberberg verlässt die 34-Jährige mit dem Roten Trikot für die Weltcup-Führende im Riesentorlauf. „Das ist ein schönes nachträgliches Weihnachtsgeschenk, aber ich muss dranbleiben, es kommen noch viele Rennen.“
Komplettiert wurde das Podium am Zauberberg von Sara Hector aus Schweden und der Neuseeländerin Alice Robinson, die in den vergangenen Tagen gemeinsam mit dem ÖSV-Riesentorlaufteam trainierte. Für dieses gab es durch Ricarda Haaser (12.) einen weiteren Top-15-Platz, Franziska Gritsch wurde 29. Bitter verlief der Vormittag für Stephanie Brunner, die mit einer guten Zwischenzeit im ersten Durchgang ausschied. Auch Lara Gut-Behrami baute auf dem Weg zu einer neuen Bestzeit im Finale einen groben Schnitzer ein und kam nicht über Platz neun hinaus. Wie eng es derzeit im Weltcup zur Sache geht, zeigt auch die Tatsache, dass unter den besten Elf des Riesentorlaufs zehn Nationen vertreten waren.