Der König zitterte, der König wankte – aber der König blieb letztlich ein weiteres Mal am Riesentorlauf-Thron. Marco Odermatt holte sich bei seiner Premiere im Nacht-Riesentorlauf in Schladming gleich den Sieg. Und das nach einer atemberaubenden Aufholjagd von Platz elf ganz nach vor. Und Schladming erlebte im Nacht-Riesentorlauf, auch bei der zweiten Auflage eine Einzigartigkeit im Weltcup, wahrlich einen Kampf der Titanen, eine Show, die nicht nur den 17.900 im neuen Zielstadion die Gänsehaut aufstellte.
Denn der uneingeschränkte König des Riesentorlaufs zeigte bei seiner Flutlicht-Premiere im ersten Lauf ungeahnte Seiten, machte ungewohnte Fehler und ging mit einer Hypothek von fast einer Sekunde auf den Führenden Manuel Feller in Lauf zwei. Doch das macht dem Mann, der zuvor 23 Mal in Folge (inklusive WM und Olympia) aufs RTL-Podest und sieben Mal en suite auf Platz eins gefahren war, nicht wirklich nervös.
Der König verkaufte sein Fell mehr als teuer, knallte in der Entscheidung eine Bestzeit ins Planai-Eis, an der sich das Gefolge Mann um Mann die Kanten ausbiss. Platz um Platz machte er gut, meinte zwischendurch trotzdem: „Ich glaube nicht, dass es reicht.“
Es reichte. Obwohl Manuel Feller wie ein Löwe kämpfte. Der Tiroler lag lange voran, erst im Zielhang hakte es einmal zu viel, letztlich fehlten 0,05 Sekunden. Feller war trotzdem überglücklich, schließlich war es die beste Platzierung in dieser Disziplin seiner Karriere. Und, nicht vergessen: Vor dem Rennen hatte er gemeint: „Wenn alles passt, ist von Platz zwei bis fünf alles drin.“
Drin war an diesem Tag sogar noch mehr – doch darf der 31-Jährige mehr als zufrieden sein. Servicemann Richie Weißenbacher hatte am Abend vor dem Rennen noch getüftelt, ein brandneues Modell geholt. Das begeisterte Feller: „Ich muss ihm danken, der Ski war einfach perfekt.“ So gut, dass er als einziger Odermatt voll forderte, dessen 19. Sieg in dieser Disziplin aber nicht verhindern konnte. „Es war ein unglaubliches Rennen, unglaubliche Atmosphäre. Ich habe alles probiert, aber ich wollte nicht alles riskieren, ein Ausfall wäre furchtbar gewesen.“
Feller blieb die einzige Speerspitze der Österreicher in diesem Rennen. Stefan Brennsteiner kam mit den Bedingungen nicht ganz zurecht. „Ich habe mich nicht ganz wohlgefühlt, in der Pause etwas geändert, das war nicht gut“, sagte er nach Rang 15. Und Raphael Haaser fuhr zwar mit Rang 14 sein bestes Ergebnis ein, aber: „Leider habe ich mich im zweiten Durchgang ein bisserl geplagt.“