Österreichs Davis-Cup-Team führt nach dem ersten Tag im Länderkampf in Tulln gegen Pakistan erwartungsgemäß mit 2:0. Nach dem 6:3,6:1-Sieg von Jurij Rodionov über Muhammad Shoaib in nur 63 Minuten steuerte am Freitag in Tulln auch Kitz-Finalist Filip Misolic bei seinem Debüt für Rot-weiß-rot seinen Punkt bei. Misolic gewann gegen den wie Shoaib im ATP-Ranking nicht aufscheinenden Muzammil Murtaza nach 97 Minuten mit 6:1,7:6(4).

Damit braucht der haushohe Favorit Österreich in dem Play-off-Kampf der Weltgruppe I nur noch einen Punkt zum Klassenerhalt: Alexander Erler und Lucas Miedler haben am Samstag (11.00 Uhr/ORF Sport +) den ersten "Matchball" zum Platz in der Qualifikationsrunde Anfang Februar 2023. Die jeweiligen Sieger haben dann einen Platz beim lukrativen Finalturnier 2023. Die Auslosung dafür erfolgt am Dienstagnachmittag in London.

Wie überlegen die Gastgeber in der Gartenstadt waren, verdeutlicht ein Blick auf die Spieldauer: Gesamt standen die Österreicher in den vier Sätzen nur 2:40 Stunden auf dem Platz. Dementsprechend zufrieden bilanzierte auch Jürgen Melzer, der zum zweiten Mal als Davis-Cup-Kapitän Österreichs auf der Bank saß, den ersten Tag. "Das Resümee kann nur sein: Das Ergebnis, das wir uns erwartet haben. Mit einer sehr soliden Vorstellung vom Jurij. Da hat man einfach gemerkt, dass der Unterschied sehr groß ist. Da wäre noch sehr viel Luft nach oben gewesen", stellte Österreichs Rekord-Spieler im Davis Cup fest.

Filip Misolic: "Ich war ziemlich nervös"

"Beim Filip war es ein bisserl anders, der war auch um einiges nervöser als Jurij. Er hat auch den besseren Gegner gehabt. Es war ganz wichtig, dass er dieses lange erste Returnspiel (im zweiten Game von Satz eins, Anm.) gewonnen hat." Für Melzer standen an diesem Tag "zwei Misolic" auf dem Platz: "Einer bei seinen Aufschlagspielen, da hat er aggressiv gespielt, und einer bei den Returnspielen - da war er viel zu passiv."

Misolic hatte gegen Murtaza nicht ganz so leichtes Spiel wie Rodionov davor. Die pakistanische Nummer eins zeigte schon ein deutlich höheres Spielniveau als Shoaib. Nach einem fast 20 Minuten währenden zweiten Game, das zehn Mal über Einstand bei Aufschlag Murtaza ging, nutzte Misolic Breakball Nummer fünf zum 2:0. Nach knapp 40 Minuten stand es 6:1.

Im zweiten Durchgang wehrte sich Murtaza noch mehr, Misolic konnte eine Breakchance zum 3:2 und zwei zum 6:5 nicht nutzen. Im Tiebreak entschied der Kitzbühel-Finalist dann aber das Debüt für Österreich mit 7:4 für sich.

"Ich bin sehr glücklich, dass es so geendet hat. Ich war ziemlich nervös am Anfang", meinte Misolic nach seinem Premieren-Sieg im Davis Cup. "Im zweiten Satz bin ich ein bisserl defensiver gewesen, er ist immer wieder ans Netz gegangen."

Misolic hatte ein wenig mehr zu kämpfen

Für Rodionov zählte nach seinem Kurz-Auftritt nur der Sieg und die Fans. "Es war schön, wieder vor Zuschauern daheim Davis Cup zu spielen. Das letzte Mal, als wir zu Hause waren, war Innsbruck und da war das Stadion leider leer", erinnerte Rodionov an das bisher letzte Heimspiel, das wegen der Coronapandemie ohne Fans stattfinden musste. Diesmal verfolgten auf der 1.500 Fans fassenden Tribüne in der Gartenstadt rund 600 Zuschauer das Geschehen. Darunter übrigens auch Ex-ÖTV-Präsident und Finanzminister Magnus Brunner.

"Ich habe schon ein bisserl das Gefühl vergessen, was es heißt, einen Davis Cup zu Hause zu spielen. Mit dem Fanclub, den Zuschauern, da kam gewisse Nervosität, weil ich meinem Land den Punkt geben wollte", gestand Rodionov. "Am Ende des Tages habe ich es bravourös gemeistert."

Der Vergleich zum Innsbrucker Heimspiel gegen einen dort starken Gegner hinkt freilich. "Heute war es mental etwas komplett anderes. Man weiß, dass jeder von einem erwartet, dass du gewinnst, das ist die schwierige Aufgabe. Das habe ich zum Glück geschafft."

Der im Einzel-Ranking nicht einmal aufscheinende Shoaib war wie erwartet kein starker Gegner. Der 20-Jährige spielt von beiden Seiten beidhändig, gefährlich wurde er dem Weltranglisten-137. aus Matzen aber nicht. Einen doppelten B-Hander sieht man nur noch ganz selten auf der Tour. "Eher, dass man auf beiden Seiten mit der Vorhand spielt", weiß Rodionov. Auch ein Sieg gegen einen Spieler, den er wohl auf der Tour nie wieder sehen wird, hat für Rodionov Bedeutung: "Auf jeden Fall, es ist Davis Cup. Sieg ist Sieg."

Melzer meinte zum ersten Spiel später, dass Rodionov noch weit besser spielen könnte. "Wenn er mehr gefordert wird, kann er noch einige Schaufeln drauflegen." Jedenfalls war der ÖTV-Kapitän happy, dass es am ersten Tag nach Plan verlaufen ist. "Wir sitzen heute um einiges entspannter beim Abendessen als wenn es nicht 2:0 steht."