Tennis-Superstar Roger Federer beendet seine Karriere. Der Laver Cup in London in der kommenden Woche werde sein letzter Einsatz auf der ATP-Tour, teilte der 41-Jährige am Donnerstag mit. Die Nachricht kam nur kurz nach dem Rücktritt von Serena Williams, die bei den US Open ihr letztes Match auf der Tour bestritten hat. Federer hat u. a. 20 Grand-Slam-Titel gewonnen und war 310 Wochen lang die Nummer 1 der Welt.

"Wie viele von euch wissen, haben mich die letzten drei Jahre vor Herausforderungen in Form von Verletzungen und Operationen gestellt", teilte Federer auf Instagram mit. "Ich habe hart daran gearbeitet, in bester Wettkampfform zurückzukommen. Aber ich kenne auch die Kapazitäten und Grenzen meines Körpers. Seine Botschaft an mich war sehr wichtig. Ich bin 41 Jahre alt."

Kommentar: Vielen Dank für so viele schöne Jahre, Maestro!

Federer fügte hinzu: "Ich habe in 24 Jahren über 1500 Matches gespielt. Tennis hat mich großzügiger behandelt, als ich es mir je erträumt hätte und jetzt muss ich erkennen, wann es Zeit ist, meine Wettkampf-Karriere zu beenden."

So verabschiedet sich die Sportwelt von Roger Federer

Darum sei der Laver Cup in London sein letzter ATP-Event. "Ich werde in der Zukunft natürlich noch mehr Tennis spielen, aber nicht in Grand Slams oder auf der Tour."

Für den Tennis-Maestro, bei dem jeder Schlag von Ästhetik und Leichtigkeit geprägt war, die ihn einzigartig machten, ist es eine "bittersüße" Entscheidung. "Weil ich alles vermissen werde, das die Tour mir gegeben hat", schrieb Federer.

Der Olympiasieger im Doppel 2008 und Davis-Cup-Sieger mit der Schweiz 2014 hat nur eine Lücke in seiner schier unendlichen Erfolgsliste: Einzel-Olympia-Gold blieb ihm verwehrt.

Der Sohn eines Schweizers und einer Südafrikanerin wurde 1998 Profi, feierte seinen ersten Turniersieg 2001 in Mailand und schaffte 2003 mit dem ersten von acht Triumphen auf dem Rasen von Wimbledon seinen Durchbruch. In den folgenden Jahren war Federer mehrmals dicht dran, als zweiter Spieler alle vier Grand Slams in einem Kalenderjahr zu gewinnen, gegen Rafael Nadal kam er auf Sand bei den French Open aber nicht an. Erst als Nadal 2009 dort das Endspiel verpasste, setzte sich Federer auch in Paris durch.

Mit Nadal lieferte sich Federer ebenso wie später auch mit Djokovic große Duelle und musste bittere Niederlagen einstecken, auch in Wimbledon-Endspielen. Er meldete sich im Lauf seiner mehr als zwei Jahrzehnte langen Karriere auch mehrmals grandios nach Verletzungen oder schwächeren Jahren zurück. 2012 erklomm er mit dem Wimbledonsieg auch wieder die Spitze der Weltrangliste, 2017 schlug er Nadal in einem denkwürdigen Finale bei den Australian Open in Melbourne, wo er ein Jahr später auch den letzten seiner 20 Grand-Slam-Titel holte. 2019 verlor er nach vergebenen Matchbällen das Wimbledon-Endspiel gegen Djokovic, der ihn wie Nadal als Nummer eins der Welt ablöste.

Die Fans verehrten Federer für sein ästhetisches Spiel, das auch schwierigste Schläge mitunter verblüffend leicht aussehen ließ. Tatsächlich steckten in seinem meist offensiven Auftreten auf dem Platz viel Kraft und Athletik. Der in jüngeren Jahren mitunter hitzige Federer wuchs mit dem sportlichen Erfolg auch im Auftreten zu einem Weltsportler, der sich im Umgang mit den Fans immer bescheiden, geduldig und auch witzig zeigte und fließend Englisch und Französisch sprechen konnte.

Mit seiner Frau Mirka, einer früheren Profispielerin aus Tschechien, den beiden Zwillingspaaren des Paars sowie seinem Begleittross reiste Federer durch die Welt – allerdings dosiert. Schon früh begrenzte er sein Programm auf wichtige Turniere, um seinem Körper Pausen zu geben. Nun zieht sich Federer endgültig aus dem Wanderleben als Tennisprofi zurück.

Dem Tennis wird er in irgendeiner Form erhalten bleiben. Davon zeugt auch der Schluss-Satz seines Rücktritts-Statements vom Donnerstag: "Zum Schluss, an das Tennisspiel: Ich liebe Dich und werde Dich nie verlassen."

Damit sind nur noch Rafael Nadal und Novak Djokovic von den Big Three übrig – aber wie lange noch, ist die Frage.