Auf zu neuen Ufern heißt es für Österreichs Handballherren nach der missglückten EM zu Beginn des Jahres. Sang- und klanglos hat sich das Team von den kontinentalen Meisterschaften in der Slowakei und Ungarn als 20. des Tableaus verabschiedet. Nun führt Trainer Aleš Pajovič die ÖHB-Auswahl in die Qualifikation zur WM 2023. Am Donnerstag steht das Spiel gegen Estland in Bregenz (ORF Sport +, 19 Uhr) an, das Rückspiel folgt am Sonntag in Tallinn (18.40 Uhr) und die Zeichen stehen ganz klar auf Umbruch.

"Wir haben die EM analysiert und es hat sich die Frage gestellt, wie es weitergehen soll. Wir haben uns entscheiden, dass wir mit mehr jungen Spielern in die Zukunft gehen werden. Sie bekommen mehr Chancen. Wir haben auch bei diesem Lehrgang wieder mehrere neue Spieler dabei." Wiewohl die Verjüngungskur nicht ganz freiwillig ist. So hat Stütze Fabian Posch (Kreis) die Teamkarriere beendet, Regisseur Gerald Zeiner (Rückraum mitte) und Boris Zivkovic (Rückraum rechts) haben abgesagt. Janko Božović  (Rückraum rechts) ist ebenso verletzt wie Sebastian Hutecek (Rückraum links), Julian Ranftl (Flügel) und die Hermann-Brüder Maximilian und Alex. Keeper FlorianKaiper hat gesundheitliche Probleme.

Drei Debütanten

Mit Michael Miskovez (Schwaz/Rückraum links), Moritz Mitterdorfer (Westwien/Rückraum links) Constantin Möstl (Westwien/Tor) geben drei Spieler ihr Debüt. Der Grazer Lukas Schweighofer (Hard/Kreis) und Marko Katic (Westwien/Rückraum links) dürfen sich auf ihren zweiten Einsatz im Team freuen. Zehn Spieler des Kaders haben weniger als zehn Länderspiele in der Vita. "Das Ziel ist dennoch klar, wir wollen weiterkommen", betonte Pajovič. Im Falle des Aufstiegs wartet am 13. und 16. April im finalen Play-off mit Island eine weitere Hürde.

"Der Fokus liegt auf jungen Spielern, die bereit sind, für das Team zu spielen und etwas mehr geben wollen, um Profis zu werden und ins Ausland zu kommen. In der Vergangenheit war es oft schwierig, überhaupt einen 35-Mann-Kader zu finden", sagt Pajovič. Er betont auch, dass der Umbruch nicht über Nacht vollzogen werden kann und er mit diesem Team eine gute Mischung aus arrivierten und jungen Spielern hat. Vor allem Nikola Bylik wird eine schwere Last schultern müssen. Der linke Aufbauspieler wird wohl vermehrt als Regisseur im Einsatz sein.

Wille und Motivation sind da

Gegen die Esten sieht sich der Trainer aber nicht in der Favoritenrolle. "Die Chancen stehen 50:50", sagt er, "es wird ein Kampf über 60 Minuten, in dem wir Aggressivität und Willen zeigen müssen". Vor allem über die linke Rückraumseite droht Gefahr. "Sie kommen mit einem vollen Kader und werden Vollgas geben", sagt der Slowene, "ich bin mit den Leistungen in den Trainings aber zufrieden. Der Wille und die Motivation sind da." Auch wenn die Zeit knapp war, um die neuen Spieler einzubauen. "Teil des Nationalteams sein, mit dem Team ein Großereignis zu erleben und den Schritt ins Ausland machen", sind die erklärten Ziele von Moritz Mittendorfer. "Es bedeutet mir alles, dabei zu sein."

Dennoch ist der Blick in die Zukunft nicht vollkommen sorgenfrei. In den Nachwuchsteams würden zwar wieder einige gute Flügelspieler heranwachsen - diese Position hatte in Österreich schon immer Prestige - doch fehle es an ganz speziellen Typen. "Wir brauchen Maschinen", sagt Pajovič, "wenn man bei internationalen Großereignissen zum Frühstück geht, dann schaut man fast nur nach oben. Das sind solche Maschinen." Der Trend geht zum 100-Kilo-Mann mit einer Größe von 190 bis 200 Zentimetern. Da würde es in Österreich hapern, doch mit diesem Problem sehe man sich nicht nur beim heimischen Verband konfrontiert.