Der Frustrationsgrad unter den deutschen Handballern war nach der Niederlage gegen Kroatien extrem hoch. In der letzten Minute wurde das Spiel nach permanenter Führung noch 24:25 verloren und das Erreichen des Halbfinales ist nur noch sehr theoretisch möglich. Das Ziel war klar das Halbfinale, aber nun geht es heute gegen Österreich um einen möglichen Einzug in das Spiel um Platz fünf. "Ich habe keinen Bock auf das Spiel um Platz fünf und nach Stockholm zu fahren", sagte Deutschlands Hendrik Pekeler. "Wir werden kämpfen, keine Frage. Aber für mich ist das das unnötigste Spiel bei der EM. Es macht einfach keinen Sinn, den fünften Platz auszuspielen."

Aus Sicht der Deutschen mag das stimmen, für Österreich wäre das Duell aber eine historische Gelegenheit. Österreich würde das beste EM-Ergebnis der Handballgeschichte einfahren und hätte auch die Chance auf das Erreichen des Olympia-Qualifikationsturniers – das gelang noch nie. Außerdem hat Österreich noch nie ein Bewerbsspiel gegen den Erzrivalen gewonnen. Keiner im Team kennt die deutsche Mentalität so gut wie Robert Weber. Seit 2008 spielt er in der Bundesliga. "Natürlich wollten sie mehr, wollten ins Halbfinale. Das war ein Dämpfer und wir werden sehen, ob sie so schnell herauskommen. Sie sind sehr stolz und lassen das bestimmt nicht auf sich sitzen."

Während für viele Deutsche die EM quasi schon gelaufen ist, gibt sich Bundestrainer Christian Prokop kämpferisch: "Stockholm bleibt das Ziel. Das wird für Österreich das Spiel des Jahres und sie werden sehr motiviert sein." Deutschland hatte einen schwachen Start in die EM, wurde von Spanien 33:26 abgeschossen. "Gegen Kroatien waren die ,alten‘ Deutschen wieder zurück", sagt Österreichs Teamchef Ales Pajovic. "Da hatten sie am Ende Pech. Das tut weh, aber ich denke, dass sie gegen uns voll spielen und es eine schwierige Partie wird." Schon beim 28:32 im Test am 6. Jänner zeigte sich die Stärke der Deutschen mit dem starken Mittelblock mit Pekeler und Patrick Wiencek. "Wir haben auch schon eine taktische Idee, wie wir die großen Leute im Mittelblock bewegen. Die Chancen werden kommen, wir müssen nur geduldig sein."


Geschenke wird es aber sicher keine geben, sagt Deutschlands Kreisläufer Jannik Kohlbacher: "Es wird auf jeden Fall eine gute Stimmung in der Halle sein. Wir sind den Fans was schuldig und wollen mit dem fünften Platz noch ein glimpfliches Ende finden."