Die Freudentränen kullerten über seine Wangen, Felix Auböck strahlte und weinte gleichermaßen vor Glück. In 3:44,63 Minuten ist der 24-Jährige in Budapest zur EM-Silbermedaille über 400 Meter Freistil geschwommen - und als er als Zweitschnellster auf der Anzeigentafel aufgeschienen ist, sind die Emotionen über ihn hereingebrochen. "Ich bin einfach überglücklich, dass ich es endlich geschafft habe. Zweimal war ich bei einer EM Vierter, jetzt endlich Zweiter. Das tut so gut", sagte der Schwimmer nach seiner ersten Medaille bei einem Großereignis.

Es ist ein Edelmetall mit durchaus historischem Ausmaß. Zum 26. Mal hat ein rot-weiß-roter Athlet bei einer Langbahn-EM das Podest erklommen, so lange wie diesmal musste man aber schon lange nicht mehr warten: Sieben Jahre ist die EM-Bronzene von Lisa Zaiser (Berlin 2014, 200 Meter Lagen) her. Bis ins Jahr 2010 muss man zurückblättern, um einen Vize-Europameister zu finden - damals jubelte Markus Rogan ebenfalls in Budapest.

Auböck ist Österreichs Schwimm-Hoffnung für die Olympischen Spiele, das hat er in der Duna-Arena eindrucksvoll bewiesen. Die ersten 150 Meter ging der Bad Vöslauer ruhiger an als seine Konkurrenz, die vierte von sieben Wenden passierte er plötzlich schon als Erster. "Meine Stärke ist die zweite Hälfte. Ich habe gemerkt, dass ich vorne bin, trotzdem muss man ruhig bleiben und sich drauf verlassen, dass der Körper das macht, was er machen soll", sagt Auböck. Als die Medaille in Griffweite war, "habe ich mich nicht unwohl gefühlt. In dieser Situation zu sein, ist unglaublich. Es macht einfach Spaß, schwimmen ist mein Leben", sagte er mit einem Strahlen. Mit 3:44,63 Minuten blieb er nur 0,12 Sekunden hinter seiner persönlichen Bestzeit, die er Anfang April in Stockholm aufgestellt hatte. Gold ging an den Russen Martin Maljutin (3:44,18), der auf den letzten 100 Metern den Turbo gezündet hatte.

"Ich weiß, was noch alles kommen kann"

Und Auböck wäre nicht Auböck, würde er nicht schon mitten in der Emotion den Blick nach vorne richten. Aufgrund der nahenden Olympischen Spiele verzichtet er auf weitere Bewerbe bei der EM und geht gleich voll in den Trainingsmodus über. Aufgrund der Tokio-Vorbereitung wisse er, "dass ich gar nicht optimal auf diesen Wettkampf vorbereitet war. Ich weiß, was noch alles kommen kann, was ich gar nicht gezeigt habe", sagt er er mit Blick auf Tokio. "Ich habe mein Leben für Olympia trainiert. Aber diese erste Medaille macht alles einfacher." Am Samstag geht es bereits zurück nach England, wo Auböck trainiert und studiert. Bis dahin wird ein wenig mit der Familie gefeiert.

Auch am Dienstag wird es aus österreichischer Sicht in Budapest wieder spannend: Caroline Pilhatsch und Lena Grabowksi starten 50 Meter Rücken, Heiko Gigler nimmt die 100 Meter Freistil in Angriff.