Jugend heißt das top-aktuelle Schlagwort in der MotoGP. An den Stühlen der etablierten Fahrer-Prominenz wird im Grunde permanent gesägt, niemand kann sich seines Teamleiberls sicher sein. Im Grunde suchen wohl alle nach einem neuen Marc Marquez. Den es aber so vermutlich nicht so schnell wieder geben wird. Die nächsten Opfer einer Bevorzugung der heißen Jungspunde sind Danilo Petrucci und Iker Lecuona. Von Ducati zu KTM verfrachtet, erlebte der Italiener heuer eine ziemliche Talfahrt. Weil er mit seiner Körpergröße (1,84) nicht genügend Platz auf der KTM vorfindet, mehr im Wind sitzt als die Konkurrenz und deshalb schon in den Qualifyings hoffnungslos zurückfällt, wird er mit Saisonende ausgemustert.


Tech3, das B-Team von KTM, ist die Matura-Klasse des oberösterreichischen Herstellers. Dort werden die Talente aus der Moto2 weiter ausgebildet. So wird für das kommende Jahr die gesamte Tech3-Mannschaft ausgetauscht. Für das Team von Hervé Poncharal sind Moto2-Helden Remy Gardner und Raul Fernandez bestätigt. Der 23-jährige Australier wird in die Fußstapfen seines Vaters Wayne Gardner steigen. Und die große australische Historie in der Motorrad-WM fortsetzen. Mit Wayne Gardner (1987), Michael Doohan (1994 – 1998) und Casey Stoner (2007, 2011) kamen drei Weltmeister aus „Down Under“.

Remy Gardner gewann heuer das Moto2-Rennen in Mugello, stand bei den neun Rennen gleich acht Mal auf dem Podium und führt in der WM mit 197 Punkten vor seinem Teamkollegen Raul Fernandez (162).
Fast drei Jahrzehnte nach seinem Vater, der 1992 zurückgetreten ist, betritt der älteste Sohn von Wayne Gardner die große Bühne. 2014 hatte er beim GP in San Marino debütiert, 2019 gewann er sein erstes Moto2-Rennen. Den Großteil seiner „Schuljahre“ verbrachte er wohl in Spanien, dem Eldorado kommender Motorrad-Stars. „Ich freue mich natürlich riesig über die Chance. Dafür muss ich KTM danken, dass sie so an mich glauben.“ Voll des Lobes ist auch KTM-Motorsportdirektor Pit Beirer: „Wir glauben, dass von ihm noch viel mehr zu erwarten ist und es ist wichtig, dass er die Möglichkeit hat, weiter zu wachsen. Remy ist ein typischer Rennfahrer. Er ist super entschlossen und gibt nie auf.“

Apropos Wachsen. Mit 1,78 ist Remy Gardner auch nicht der Kleinste. Für Danilo Petrucci, und auch für Iker Lecuona schließen sich die KTM-Türen. Petrucci könnte wieder zu Ducati zurückkehren, dann aber nur in der Superbike-WM. Über die Art und Weise, wie KTM seine Fahrer ausgemustert hat, waren beide Piloten etwas überrascht. Sie erfuhren es im vierten Training. Über Einblendungen im TV. Nicht gerade motivierend.