Vier Jahre ist es her, da feierte KTM auf dem „Red Bull Ring“ den Regentanz von Brad Binder. Der Südafrikaner rettete damals seine RC16 über die Ziellinie und sorgte für Ekstase – egal ob in der Box, auf den Campingplätzen oder der eigenen KTM-Tribüne. Von dieser ist 2025 nicht mehr viel zu spüren, der in der Vergangenheit zelebrierte Heim-Grand-Prix erfährt vonseiten des österreichischen Rennstalls keine Sonderbehandlung mehr. Davon zeugt nicht nur das abgespeckte Programm für die Fahrer, sondern auch die erstmalige Schließung der legendären KTM-Tribüne. Jahrelang färbten Fans und Mitarbeiter des Herstellers aus Mattighofen die Ränge orange – 2025 zeigen sie sich wie alle anderen Tribünen am Ring im klassischen Blau.
Keine Übernahme durch Red Bull
Euphorie ist dieser Tage eben schwer zu vermitteln – obwohl es sportlich zuletzt bergauf ging. Die wirtschaftlichen Probleme der vergangenen Monate sind in Spielberg emotional noch zu spüren, trotz der gelungenen Rettung. Zwar wurde immer wieder betont, dass man sich um das MotoGP-Projekt in jedem Fall keine Sorgen machen müsse, die herausfordernden Wochen hinterließen aber auch beim Rennstall Spuren. Immer wieder gibt es Gerüchte um Investoren oder eine mögliche Übernahme. Dabei fiel auch des Öfteren der Name Red Bull – derzeit Premiumpartner und Namenssponsor. Geht es nach KTM-Motorsportchef Pit Beirer, wird das auch so bleiben. „Wir verhandeln nicht darüber, ob Red Bull das Team auch kauft“, sagte der Deutsche den „Salzburger Nachrichten“.
Vielmehr ginge es darum, für die entscheidende Saison 2027 und darüber hinaus Investoren und Unterstützer an Land zu ziehen. Dafür sei es aber wichtig, das genaue Reglement inklusive der Vorhaben des neuen Rechteinhabers Liberty Media bis ins Detail zu kennen. Bis es so weit ist, bleibt KTM wohl weiterhin nur die zweite Geige in der Motorrad-Königsklasse. Gegen Ducati und den übermächtigen WM-Leader Marc Marquez ist kein Kraut gewachsen – auch keines aus Mattighofen.
Acosta als Hoffnungsträger
Das musste auch Pedro Acosta in diesem Jahr erfahren. Nach einer fulminanten Rookie-Saison trauten viele dem „Hai von Mazarron“ den nächsten Schritt zu, möglicherweise sogar die Wachablöse der Ducatis. Doch anstelle von Erfolgen traten mehr und mehr Enttäuschungen – inklusive heftiger Kritik am eigenen Arbeitgeber. Wechselgerüchte ließen deshalb nicht lange auf sich warten, auch wenn bei KTM und aus dem Lager des 21-Jährigen mittlerweile nur noch harmonische Töne angeschlagen werden. „Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, vor allem wenn man bedenkt, wie weit weg wir zu Beginn dieser Saison waren“, erklärte Acosta in Spielberg. „Wenn du dich in dieser Negativspirale befindest, ist es schwer, sich daraus zu befreien.“
Mit den Plätzen zwei und drei in Sprint und Grand Prix von Brünn gelang KTM und Acosta aber der Befreiungsschlag. Ob er deshalb einen besonderen Druck beim Heim-Grand-Prix des Teams verspürt? „Viele Bosse von KTM und Red Bull sind hier, aber ich versuche, ein normales Wochenende zu haben.“ Mit Updates, die vor allem in den Kurven helfen sollen, fuhr Acosta prompt die zweitschnellste Zeit im Training – hinter Marc Marquez. Gelingt ihm im Grand Prix am Sonntag dann sogar die große Überraschung, könnte er vier Jahre nach Binder doch noch für orange Ekstase am Ring sorgen.