So euphorisch lagen sich beide in der Vergangenheit schon in den Armen, waren das neue Dreamteam bei Red Bull Racing. Mit Sergio Perez schienen die Bullen nach langer Suche endlich das passende Puzzlestück neben Max Verstappen gefunden zu haben. Einen erfahrenen und schnellen Fahrer, der den Konkurrenzkampf intern zwar anheizt, in den entscheidenden Momenten aber immer den Teamerfolg in den Vordergrund stellt. Wie beim Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi, wo der Mexikaner Lewis Hamilton schlussendlich entscheidende Sekunden abnahm und "wie ein Löwe kämpfte", um es in Verstappens Worten zu beschreiben.

Immer wieder gestand Motorsportberater Helmut Marko, dass ein Rennfahrerleben an der Seite von Verstappen "nicht einfach" sei, mit Perez hätte sich Red Bull aber "den besten Teamplayer, den wir je hatten" gesichert. Das zeigt auch die Vergangenheit. Sowohl Daniil Kwjat, Alexander Albon und Pierre Gasly scheiterten als Teamkollegen des Niederländers, weshalb die Bullen mit Perez einen erfahreneren Piloten ins Team holten. Lange Zeit war diese Kombination von Erfolg geprägt – bis sich in diesem Jahr erste Risse auftaten, die beim GP von Brasilien in eine grobe Spaltung ausarteten.

Denn beim Doppelsieg von Mercedes machte Red Bull und allen voran Weltmeister Verstappen keine besonders gute Figur. Der 25-Jährige bekam von seiner Box die Anweisung, seinen Teamkollegen vor der Ziellinie passieren zu lassen, damit Perez Platz zwei in der bereits entschiedenen WM absichern kann. In der Theorie ein guter Plan, der in der Praxis mit Verstappen aber nicht umzusetzen war. Der Weltmeister ließ Perez nicht vorbei, womit dieser als Siebenter Platz zwei in der Fahrerwertung an Charles Leclerc verlor. "Danke. Das zeigt, wer er wirklich ist", war der Mexikaner verärgert. Verstappen funkte auf Nachfrage der Box eine lange Erklärung: "Ich habe euch das letzten Sommer gesagt. Ihr sollt mich das nicht noch einmal fragen, ist das klar? Ich habe meine Gründe genannt und dazu stehe ich."

Besagte Gründe sollen sich laut mehreren Gerüchten um den diesjährigen GP von Monaco drehen. Demnach wirft Verstappen seinem Teamkollegen vor, beim Rennen in Monaco unfair gehandelt zu haben, in dem er im Qualifying eine Rote Flagge verursacht hat, damit der Niederländer nicht auf Pole fährt. Schon damals polterte Weltmeister-Papa Jos, sein Sohn würde unfair behandelt werden. "Es wurde jetzt besprochen, intern ist alles geklärt. Wir arbeiten als Team", gab sich Motorsportberater Marko nach dem Brasilien-Rennen wortkarg zur aktuellen Situation im Team, brach beim ORF auf Nachfrage sogar das Interview ab. Ob vor dem Saisonfinale also tatsächlich "alles geklärt" ist im Bullenstall, darf bezweifelt werden. Trotz zweier WM-Titel gibt der Rennstall nach Budgetvergehen und Stallorder-Eklat derzeit kein weltmeisterliches Bild ab.