Auch die Formel 1 hat die Problematik längst erkannt. Nicht erst seit dem 25. Mai 2020, als in Minneapolis der 46-jährige George Floyd im Rahmen einer gewaltsamen Festnahme durch Exekutivbeamte den Tod fand. Und auch nicht erst seit dem 13. März, als die Sanitäterin Breonna Taylor in ihrer Wohnung von acht Kugeln aus Polizeiwaffen getötet worden war. Am selben Tag, dem 13. März, hätte übrigens auch die Formel-1-Saison 2020 in Melbourne gestartet werden sollen.

Nun, zum Re-Start in Spielberg, erhebt sich auch die Formel 1 und protestiert massiv gegen Rassismus jeder Art. Mit dem Slogan „We race as one“ wirbt die Formel 1 für Gleichberechtigung, Vielfalt und Chancengleichheit. „Wir fahren vereint“ – diese Botschaft soll der Rückkehr des Rennsports noch mehr Bedeutung beimessen. Die Rennautos sollen in Spielberg zusätzlich einen kleinen Sticker mit Regenbogenmotiv tragen. Darüber hinaus hat Chase Carey, Vorstand von Liberty Media, eine Million US-Dollar gespendet, um einer Stiftung auf die Sprünge zu helfen, die Menschen aus unterrepräsentierten Gruppen den Einstieg in den Sport ermöglichen soll.

Die "Silberpfeile" in schwarz

Auch Mercedes reagierte sichtbar und verpasste seinen Autos für die gesamte Saison eine neue, schwarze Lackierung, um damit der „#blacklivesmatter“-Bewegung mehr Bühne zu geben. Eine Initiative, die in einem Gespräch zwischen Teamchef Toto Wolff und Lews Hamilton geboren wurde.

Dabei weiß Hamilton nur zu genau, dass Aufkleber und neue Farbgebungen wenig bewegen. Er tritt längst als Aktivist auf, demonstrierte in London rund um den Hyde Park mit Tuch vor dem Mund, dunkler Sonnenbrille und Message-T-Shirt („Black is a vibe“) – und reckte dabei die Faust gegen Himmel. Die Faust findet sich auch als neues Logo seines Twitter-Accounts.

Hamilton drängt die Formel 1 zu klarem Statement

Damit nicht genug – Hamilton drängt die Formel 1 zu einem weiteren klaren Statement: Der Brite forderte vor dem Saisonstart, dass das gesamte Feld beim Abspielen der Hymne in der Steiermark niederkniet. Eine Geste, die im US-Sport mit dem Quarterback Colin Kaepernick ihren Ausgang nahm, der mit dem Niederknien gegen Rassismus protestierte. Hamiltons Initiative stößt aber weder auf durchgehende Zustimmung, noch auf durchgehende Ablehnung. Rund die Hälfte des Feldes will dem Aufruf Folge leisten, offenbarte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko am Dienstag bei einem Treffen der Chefredakteure der Bundesländerzeitungen.

Endgültig entschieden werden soll über diese Frage aber im "Drivers Briefing" am Freitag am Ring.

Hamilton, der auch in Sachen Mode und Musik bewegt, hat den Kampf um Gleichheit und gegen Rassismus zu seinem größten Anliegen gemacht. „Es war in London eine Wohltat, so viele Weiße zu sehen, die unsere Anliegen teilen. Der Wandel wird kommen, er ist nicht mehr aufzuhalten“, postete er auf Instagram. Und er ist wie in vielen Dingen Vorreiter.

Und er polterte auch gegen Bernie Ecclestone, der in einem CNN-Interview erklärte, dass Schwarze in vielen Fällen rassistischer seien als Weiße. „Seine Aussagen sind ignorant und ungebildet“, antwortete Hamilton auf Instagram und die gesamte Formel 1 kehrt ihrem einstigen Anführer immer mehr den Rücken. „Herr Ecclestone spielt in der Formel 1 keine Rolle mehr, seit 2020 ist er auch nicht mehr ehrenamtliches Vorstandsmitglied. Wir widersprechen seinen Aussagen, die in der Gesellschaft keinen Platz mehr haben dürfen“, schrieb Liberty Media in einer Presseaussendung.

Die schwarze Lackierung sei „ein Versprechen, positive Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Man wolle die Bühne, die die Formel 1 biete, nützen. Rassismus habe im Mercedes-Formel-1-Team jedenfalls keinen Platz, betont Wolff. Auch wenn derzeit nur drei Prozent der Mitarbeiter Angehöriger ethischer Minderheiten seien. Aber das, sagt Wolff, wolle man ändern.