Die Ortswahl der Showruns, wie Red Bull Racing seine speziellen Demonstrationsfahrten zu nennen pflegt, ist schon ziemlich außergewöhnlich. Man fuhr auf Salzseen, in staubigen Wüstengegenden, über moderne Brücken, vor und hinter den Wahrzeichen der Metropolen dieser Welt. Und weil der Formel-1-Grand-Prix von Österreich schon seit Jahren unter dem Motto „Spielberg grüßt Schloßberg“ (und umgekehrt) läuft, lag es nahe, auch einmal den Grazer Schloßberg mit einem Formel-1-Auto zu erklimmen.

Natürlich wurde das generalstabsmäßig geplant, Max Verstappen, der mit seinem Dienstwagen auserkoren war, die Demo-Tour zu absolvieren, nahm zuvor, wie auf den richtigen Rennstrecken, einen Lokalaugenschein vor, inspizierte Kurvenradien, Bodenwellen und freilich auch das Kopfsteinpflaster. Nicht unbedingt das ideale Geläuf für Formel-1-Autos. Der Red-Bull war zwar optisch dem neuen Auto angepasst, aber es handelte es sich doch um ein älteres Showcar, noch mit einem richtigen Formel-1-Motor (8 Zylinder) mit der typischen Soundkulisse.

Die Zwischenzeiten haben gepasst, auch mit dem Fahrverhalten war der Holländer äußerst zufrieden. „Auch der Grip der Slicks hatte mit dem Kopfsteinpflaster kein großes Problem“, sagte Verstappen oben in den Kasematten. Womit das „Warm-up“ bestens erfüllt wurde, für den Heim-Grand-Prix am Wochenende auf dem Red-Bull-Ring ist man zuversichtlich.

Minimale Veränderungen könnten helfen

Den Vorjahressieg, als Verstappen vor Tausenden holländischen Fans, die auch heuer wieder vollzählig antreten werden, gewann, werde man vermutlich nicht wiederholen können. Zu stark ist die Dominanz der Mercedes-Silberpfeile, die heuer wohl als einzige Mannschaft mit den neuen Pirelli-Reifen, die etwas mehr Gummi auf den Laufflächen aufgetragen bekamen, zurechtkommen. „Selbst Veränderungen im Millimeterbereich sorgen für ein komplett anderes Handling“, sagt Helmut Marko, Motorsportberater von Red Bull.

Folglich wurden schon Stimmen laut, das schleunigst wieder zu ändern. Denn nach der ungebrochenen Mercedes-Siegesserie in diesem Jahr, die so gar nicht gut fürs Geschäft ist, ist man bemüht, ausgleichend einzuschreiten, sprich, zum alten Reifenaufbau zurückzukehren. Dazu müssten sieben Teams ihre Einwilligung geben, „wir sind bereits sechs“, so Marko. Ein Siebenter müsse sich noch finden lassen. Wobei man bei den Mercedes-Kundenteams wie Racing Point oder Williams gar nicht nachfragen braucht, weil die immer auch die Meinung von Mercedes vertreten. Und bei McLaren ist man sich jetzt auch nicht mehr so sicher, weil der britische Traditionsrennstall angeblich den Reifen jetzt auch „versteht“.

Letzter "Heim-Grand-Prix" in Österreich?

Von einem Rennen zum anderen wird man die Reifen nicht tauschen können, „aber innerhalb der Sommerpause ist das durchaus möglich“, sagt Helmut Marko. Geschehen müsse es, damit die Formel 1 nicht zur Einheitsshow in Silber degradiert werde. Und das müsse am Ende auch Mercedes irgendwann einsehen, denn in erster Linie sollte es um den Sport gehen. Durch die Dominanz von Mercedes hat aber die Formel 1 scheinbar noch nicht gelitten.

Denn der Kartenverkauf für den GP in Spielberg lief prächtig. So rechnet man heuer wieder mit 200.000 Fans am Wochenende. Die Holländer kommen freilich wieder, waren auch gestern bereits in Graz. Unter Umständen aber zum letzten Mal. Denn die Formel 1 kehrt ja nach Zandvoort zurück.