Von verfrühten Gratulationen wollte Lando Norris nach seinem souveränen Wochenende mit Sprint- und Grand-Prix-Sieg in Brasilien noch nichts wissen. „Es sind noch drei Rennen zu fahren und man hat gesehen, wie schnell sich Dinge verändern“, sagte der strahlende WM-Führende nach Rennende. Doch selbst der nicht in den WM-Kampf verwickelte Mercedes-Teamchef Toto Wolff stellt klar: „Der Zug ist abgefahren. Der Vorsprung, den Lando jetzt hat, ist sehr solide.“ Somit kann Norris in den verbleibenden vier Bewerben (drei Rennen, ein Sprint) nicht mehr viel gewinnen, aber etwas ganz Großes verlieren.
Denn auch Wolff meinte, dass sich der Brite „keinen Ausfall leisten darf. Sonst kann sich das Ganze sehr schnell wieder drehen.“ Derzeit beträgt der Vorsprung auf Teamkollege Oscar Piastri 24 Punkte. Sollte Norris beim nächsten Rennen auf den Straßen von Las Vegas ausfallen und der Australier gleichzeitig den Grand Prix gewinnen, würde er mit den 25 Zählern für den Rennsieg die Fahrer-Weltmeisterschaft wieder anführen. Derzeit gibt es abgesehen von technischen Problemen aber keine Gründe, an der Souveränität und dem Nervenkostüm des Brasilien-Siegers zu zweifeln.
Norris hat alles in der Hand
Bei maximal noch 83 zu vergebenen Punkten hat Norris logischerweise alles in der eigenen Hand. Selbst wenn der Brite in den ausstehenden Rennen – inklusive Sprint – immer Zweiter hinter Piastri werden würde, bliebe Norris Erster – mit zwei Zählern Vorsprung am Ende. Somit muss sein australischer Teamkollege auf einen größeren Patzer des WM-Führenden hoffen.
Wie knapp es noch werden kann, zeigt sich auch in einem weiteren Gedankenspiel. Gewinnt Piastri die nächsten drei Grands Prix und den Sprint in Katar, müsste Norris gleichzeitig zumindest in einem Grand Prix Dritter werden, vorausgesetzt er beendet die anderen Bewerbe auf Platz zwei. Dann würde der Australier am Ende einen Zähler vor dem aktuell Führenden liegen. Haben beide McLaren-Asse am Ende gleich viele Punkte, wird am Ende der Fahrer mit den meisten Grand-Prix-Siegen zum Weltmeister gekürt. Derzeit halten beide bei sieben Erfolgen. Würde dieser Gleichstand bestehen bleiben, ginge es im nächsten Schritt um die meisten zweiten Plätze.
Für den bereits abgeschlagenen Titelverteidiger Max Verstappen gibt es mit 49 Punkten Rückstand auf Platz drei der WM ohnehin nur noch eine Devise: Voller Angriff – und auf den einen oder anderen Ausfall hoffen.