Bittersüß war die Sensationsfahrt von Max Verstappen in Interlagos, die zweite innerhalb eines Jahres auf dem Rundkurs in São Paulo. War dem Niederländer 2024 von Startplatz 17 aus der Sieg gelungen, pflügte der Red-Bull-Superstar heuer von der Boxengasse aus durch das Feld. Mit der besten Strategie und der altbekannten Leichtigkeit fuhr Verstappen, der gegen Rennende noch George Russell im Mercedes überholte, noch auf Platz drei. Nur an Kimi Antonelli biss er sich in den letzten Runden die Zähne aus. Der Mercedes-Rookie verteidigte seinen zweiten Platz bis ins Ziel und lieferte eine weitere Talentprobe in der Formel 1 ab. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woher Max so schnell gekommen ist. Auf einmal war er da“, scherzte der 18-Jährige. „Natürlich ist es stressig, wenn Verstappen groß hinter dir auftaucht. Zum Glück habe ich den Platz gehalten.“

Es war die große Verstappen-Show an diesem Tag, die bei den Bullen aber wohl nicht allzu ausgelassen gefeiert wird. Denn die Fahrer-Weltmeisterschaft scheint trotz der eindrucksvollen Aufholjagd endgültig dahin zu sein. Der Grund dafür trägt den Namen Lando Norris. Einen Tag nach seinem Sprint-Sieg blieb der Brite auch in einem Grand Prix, der sich nach einigen Kollisionen zu Rennbeginn zu einem wahren Strategiepoker entwickelte, kühlen Kopf. Von der Pole Position aus gab der WM-Führende das Tempo vor, zeigte auch nach der abgeänderten Strategie keine Nerven und jubelte über seinen elften Grand-Prix-Sieg: „Es war ein tolles Rennen und ein tolles Wochenende. Einfach perfekt.“ Nahezu perfekt ist nach dem GP von Brasilien auch die Ausgangslage für den 25-Jährigen in der Fahrer-Weltmeisterschaft.

Rückschlag für Piastri

Da Teamkollege und Verfolger Oscar Piastri nach einer Kollision eine Strafe von zehn Sekunden aufgebrummt bekam, schaute am Ende nur der fünfte Platz für den Australier heraus. In der WM liegt Piastri bereits 24 Zähler zurück ­– bei noch drei ausstehenden Rennwochenenden. Ob die Entscheidung bereits gefallen ist? „Nein“, sagte WM-Leader Norris nach dem Sieg. „Ich befasse mich auch noch nicht damit. Wenn du siehst, wie gut Max heute war, kann sich alles schnell ändern. Ich will so weitermachen.“

Aus dem Hause Red Bull kamen bereits vorsichtige Gratulationen in Richtung des WM-Führenden. Drei Rennwochenenden (Las Vegas, Katar, Abu Dhabi) stehen in der Formel 1 noch an, in Katar wird auch noch ein Sprint gefahren. Bei 49 Punkten Rückstand müsste Verstappen dann schon alle Rennen gewinnen – und müsste gleichzeitig auf einen Totalausfall von Norris hoffen. Obwohl sich der Niederländer nicht auf Rechenspiele einlassen wollte, hielt er nach seiner Erfolgsfahrt fest: „Das ist ein unglaubliches Resultat und ich bin stolz auf jeden in diesem Team. Wir geben sicher niemals auf und werden immer alles probieren!“