Die DTM scheint vorerst gerettet zu sein. Und das mit Erfolg. Die DTM geht in ein neues Zeitalter. Mit mehr Herstellern denn je. Was erwartet der Chef von der Serie im heurigen Jahr? Vor allem nach dem (hoffentlich) Höhenpunkt der Pandemie, vor allem auch von den neuen Herstellern wie Ferrari oder Lamborghini? Wer könnte noch kommen?

GERHARD BERGER: Die DTM ist hochkarätiger Profi-Rennsport – gemäß der DNA erwarte ich auch in der aktuellen Saison erstklassiges Racing und härteste Rad-an-Rad-Duelle. Wir haben ein extrem starkes und internationales Fahrerfeld in der Startaufstellung, die besten in ihrer Klasse. Und wir haben endlich wieder die große Markenvielfalt, die die Fans in den letzten Jahren so vermisst haben. Audi und BMW haben den Wettkampf zuletzt unter sich ausgemacht, nun feiert Mercedes- AMG sein Comeback. Als neue Herausforderer kommen Ferrari und Lamborghini aus Italien und McLaren aus Großbritannien. Durch die Markenvielfalt und die unterschiedlichen Fahrzeugkonzepte gibt es für die Fans sicherlich mehr emotionale Bezugspunkte als vorher. Daher bin ich bin überzeugt, dass die Serie mit dem neuen Reglement an Attraktivität gewinnen wird.

Wie knapp war die DTM tatsächlich vor dem Aus?
2020 war nicht einfach, aber auch in den nächsten Jahren wird es nicht einfach sein. Es gibt schon noch Hürden, die zu nehmen sind. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir in diesem Jahr ein enorm gutes Produkt an den Start bringen konnten. Mein Team und ich haben harte Knochenarbeit geleistet. Jetzt gilt es, die Plattform weiter in Richtung Zukunft zu entwickeln.

Hat man keine Angst davor, zu GT-lastig zu werden? Mit der Gegnerschaft des ADAC- Masters oder der neu aufgestellten WEC?
Nein. Die DTM ist eine starke Marke. Sie hat eine lange Historie und einen großen internationalen Bekanntheitsgrad. Es ändert sich aktuell lediglich das technische Reglement von Class One zu GT3. Aber die DTM hat in ihrer fast 40-jährigen Geschichte schon viele Reglements gesehen. Und sie war immer eine Mischung aus Tourenwagen und GT-Autos. In der aktuellen Situation mit der Pandemie und der Transformation der Automobilindustrie war das neue Reglement die Chance, die viele Möglichkeiten bietet und attraktiven Motorsport garantiert.

Von welchen Persönlichkeiten wird die DTM im heurigen Jahr abhängen, wer wird ihr den Stempel aufdrücken?
Das werden wir sehen. Die Mischung ist jedenfalls sehr gut. Es sind DTM-Champions und GT-Profis dabei, aber auch Formel 1-Fahrer wie Alex Albon und junge Talente, die in Formel 1 wollen, wie beispielsweise Liam Lawson.

Und die Österreicher, vor allem wie geht es der „Verwandtschaft“ Lucas Auer?
Ich traue Lucas Auer zu, die Meisterschaft zu gewinnen. Er sitzt in einem Top-Team und einem Top-Fahrzeug.

Heuer probiert es wieder eine Frau. Sophia Flörsch wird durchaus Talent bescheinigt. Wie schätzt Gerhard Berger ihre Chancenein?
Es ist immer wieder gut, wenn Frauen die Chance bekommen, in diesem doch eher traditionellen „Männersport“ ihre Fähigkeiten zu zeigen. Sophia Flörsch hat in der Formel 3 gute Leistungen gezeigt. Sie muss sich wahrscheinlich Schritt für Schritt nach vorne arbeiten, ist aber nicht die einzige Frau in der DTM. Auch Esmee Hawkey geht in der DTM an den Start. In unserer Nachwuchsserie DTM Trophy haben wir ebenfalls drei Pilotinnen am Steuer.

Der Motorsport steht allgemein vor einer Trendwende. Wie stellt sich Gerhard Berger eine taugliche Zukunft des Motorsports vor? Ohne Wenn und Aber?
Langfristig werden wir sehen, welche Technologien sich im Straßenverkehr und im Rennsport durchsetzen. Sicher ist aber: Der Motorsport muss bei der Transformation der Automobilindustrie seine ursprüngliche Rolle wieder übernehmen und Entwicklungstreiber für technische Innovationen sein. Damit kann er auch eine wesentliche Rolle in den Bereichen Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen. Aus technischer Sicht muss das klare Ziel sein, die CO2- Emissionen zu reduzieren. Und das - in der Tat - ohne Wenn und Aber. Denn Nachhaltigkeit im Motorsport muss ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden – von der Logistik über das Catering bis hin zu den Besuchern.

Soll Österreich, der Red-Bull-Ring, länger im Kalender bleiben? Wie ist da die Situation?
Ich würde mir das jedenfalls sehr wünschen. Diese Saison haben wir nicht nur ein Rennen am Red Bull-Ring im Kalender, sondern auch ein Team um Red Bull und AlphaTauri auf der DTM- Plattform.