Einerseits setzt sie sich selbst unter Druck, andererseits verspürt sie die Erwartungshaltung von außen. Eine Kombi, die eine gewisse Zeit benötigt, um all den Ansprüchen gerecht zu werden. Kärntens Speedspezialistin Nadine Fest erlebte in den vergangenen Saisonen eine regelrechte Achterbahnfahrt. „Ich bin zwischen Europacup und Weltcup geswitcht, wobei es im Weltcup teilweise nicht so aufgegangen ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist schwierig, wenn gewisse Dinge nicht einwandfrei laufen“, erklärt die 23-Jährige, die sich der Tatsache bewusst ist, wie schnell der Knoten platzen kann. Das Paradebeispiel ist ihr Landsmann Adrian Pertl, der sich heuer sensationell zum Slalom-Vizeweltmeister kürte und sich in der Weltspitze etablierte.

Ein Ganglion musste entfernt werden

Er hat bewiesen, was möglich ist.Ich bin vorm Fernseher gesessen und dachte mir, ‘Bua, wie hast du das gemacht?’. Das war Wahnsinn und ich hab’s ihm so vergönnt“, erzählt die Polizeischülerin, die nach der Saison ein vierwöchiges Praktikum absolvierte. „Die Dienstprüfung folgt im nächsten Jahr. Eine Ausbildung war mir schon immer wichtig“, so die zweifache Junioren-Weltmeisterin, die sich im Juni ein Ganglion (Überbein) am Fuß entfernen lassen musste, „sonst wär ich in den Skischuh nicht mehr reingekommen. Die Druckstelle war zu groß“, erzählt Fest, die in der Aufbauphase fünf Tage pro Woche im Olympiazentrum in Klagenfurt ihre Trainings unermüdlich abspulte. „Vom Umfang her war es optimal. Das Team rund um Kevin Haselsberger erledigt einen super Job. Wir haben im Kraft-Ausdauer-Bereich einiges verändert, da die Läufe länger und die Pisten selektiver werden. Das hat gut gefruchtet, ich konnte im Konditionsbereich noch mehr herausholen“, schwärmt Fest vom Support der Olympiazentrum-Crew.

Ausflug zur süßen Attraktion

Momentan nutzt die Weltcup-Kombigruppe die idealen Bedingungen im schweizerischen Saas-Fee auf Schnee. „Die Truppe ist perfekt, da du in jeder Disziplin gute Vergleiche hast und der Riesentorlauf forciert wird. Das wird die Challenge werden, sich weiterzuentwickeln.“ Wer fleißig trainiert, darf sich beim Trainingskurs mal eine Auszeit gönnen. Ein Ausflug führte sie zu den wohl süßesten Dorfbewohnern Saas-Fee, den Murmeltieren. „Sie sind eine Attraktion, zutraulich und lassen sich mit Karotten füttern. An einem klassischen Erholungstag muss man da hin.“

Kraft tanken ist ein Muss, da der Saisonauftakt Ende Oktober in Sölden näher rückt. Der Kampf um die Weltcuptickets wird sich im Vorfeld zuspitzen. „In der Abfahrt habe ich meinen Fixplatz, im RTL und Super-G gibt’s Qualiläufe. Es wird spannend, da uns die Olympiasaison bevorsteht. Die fünf Ringe sind Zusatzmotivation, doch am Ende zählt nur die Leistung“, sagt die Arriacherin, die großen Wert auf die persönliche Entwicklung legt. „Man lernt aus jeder Saison. Wahrscheinlich aus einer schlechteren noch mehr als bei einer guten. Ich bin ein Mensch, der Erfahrungen reflektiert und versucht, Dinge ins Positive umzumünzen.