Entspannt schlenderte Daniel Tschofenig (SV Achomitz-Zahomc) noch am vergangenen Wochenende mit seiner Freundin, Skispringerin Alex Loutitt, durch seine Heimatgemeinde Hohenthurn. Ein Plausch mit Nachbarn da, ein Kaffee – er ist ein kleiner „Koffeinjunkie“ – dort. Der neue Fixstern am Skisprunghimmel genoss die Ruhe vor dem „WM-Sturm“ in Norwegen und wurde von Mama Monika kulinarisch mit Käsespätzle und Wiener Schnitzel verwöhnt. Daheim ist er nämlich einfach „nur Sohn“ – und da rückt der Skisprungsport auch gern einmal völlig in den Hintergrund.

Seine lockere Art schließt darauf, dass der Team-WM-Bronzene von 2023 in dieser Saison viel mehr erreicht hat, als er es sich hätte ausmalen können. Ob der erste Weltcupsieg in Wisla tatsächlich der Knotenlöser gewesen ist? „Ich sag‘s mal so: Ich habe quasi mit meinem ersten Weltcupsieg heuer mein ganz großes Ziel erreicht.“ Die Äußerung, „alles was kommt, ist Draufgabe“, ist naheliegend. tschofenig_airlines, so ist er auf Instagram zu finden, berücksichtigt dabei, „dass man nichts erzwingen kann.“

Der achtfache Saisonsieger und Sensations-Triumphator der Vierschanzentournee kennt dementsprechend sein Erfolgsgeheimnis: „Es ist vermutlich ein Mix aus mehreren Faktoren. Ich hatte wegen meiner Verletzung (Adduktoreneinriss, Anm.) einen kurzen Sommer. In so einer Zwangspause wird man mit der eigenen Gedankenwelt konfrontiert, doch was ich am Ende gemacht habe, hat optimal geklappt. Rückblickend hat das alles vielleicht gar nicht geschadet, einmal aus diesem Radl herausgerissen zu werden.“

Fokus von Detailarbeit abgelegt

Intensive Gespräche mit seiner Mentaltrainerin sorgten für die nötige Schützenhilfe und er habe realisiert, „wie wichtig es ist, das große Ganze zu sehen“. Zusätzlich habe er die ideale Materialabstimmung gefunden, „und die Ski sind eine Stufe besser. Auch mental hat sich immens viel getan. Persönlichkeitsmäßig habe ich mich nach einer durchwachsenen Saison weiterentwickelt und hart an mir gearbeitet.“ Ein wesentlicher Faktor sei jener, dass die aktuelle Nummer eins der Skisprung-Welt den Fokus von der Detailarbeit abgelegt hat und auf Effizienz beim Springen setzt.

Der Red-Bull-Athlet, der schon als Kind auf Bäumen oder Stützmauern hoch hinaus wollte, hat sich in der Szene längst einen Namen als beinharter „Schufter“ gemacht, denn er weiß genau: „Wenn man auf Händen getragen wird, wird das auf Dauer nicht funktionieren.“ Im Prinzip hat das Kärntner Bewegungstalent alles, was ein großer Sportler braucht – er ist konsequent, ehrgeizig, ein zielstrebiger und vorbildlicher Teamplayer, der nie locker lässt und Prioritäten setzt.

„Ich will Spaß haben“

Der 22-jährige Naturliebhaber überpowert nicht mehr, ist mitunter die Ruhe in Person und hat einen maßgeblichen Reifeprozess durchlebt: „Wirklich performen, das können nicht viele. Ich bin lieber jemand von dieser Sorte, als einer, der groß redet und es steckt nichts dahinter.“ Diese Aussage von Österreichs Überflieger, der auch dank eines TV-Werbespots („Na geh, wir hom g‘sogt im Ånzug!“) zum Sympathieträger avancierte, lässt erahnen, weshalb er mit seiner Devise Erfolg hat. Zum Abschluss unterstreicht er: „Ich will Spaß haben und bin bestens vorbereitet für die nicht ganz so einfachen Schanzen. Kraft, Motivation und Wille sind da.“