Alles, was sich um den Sport dreht, organisiert Skisprung-Ass Daniel Tschofenig (SV Achomitz-Zahomc) bis ins kleinste Detail. In seinem Zimmer herrscht gelegentlich ein ordentliches Chaos, setzt er schließlich Prioritäten und hat eine unendliche Geduld – mit sich und seinen Mitmenschen. Für das Skispringen stellte er alles andere hinten an, sogar das Spielen mit Freunden und Nachbarskindern war nicht mehr wichtig, sobald der Trainer vor der Tür stand.

Mit jener Aussage: „Na ge, wir hom gsogt im Onzug!“ verbuchte der 22-Jährige in einem TV-Werbespot noch mehr Sympathiepunkte, als er es bisher bereits getan hat. Der mehrfache Junioren-Weltmeister ist ein konsequenter, ehrgeiziger und zielstrebiger Typ, der nie lockerlässt – ein beinharter „Schufter“. Der Team-WM-Bronzemedaillengewinner von 2023 lässt nichts aus und sobald er an etwas Gefallen findet, übt er so lange, bis es in Fleisch und Blut übergeht. Er demonstriert mit seiner unbekümmerten Art eine gewisse Coolness, gepaart mit Perfektionismus und Enthusiasmus.

Der Begriff turbulent entspricht jener Tatsache, wie die letzte Saison verlaufen ist. Dementsprechend avancierte Reflexion zu einer wesentlichen Komponente, die der Wintersportler sukzessive verinnerlicht hat. „Es war ein hartes Stück Arbeit und ziemlich kräftezehrend. Ich habe an Stellschrauben gedreht, an denen ich nicht hätte drehen sollen. Da sind mir Fehler unterlaufen.“ Die Herausforderung sei jene während der Vierschanzentournee gewesen, als er sich kurzzeitig aus dem Weltcup zurückgezogen hat.

„Es muss passieren“

Auf mentaler Ebene brilliert der Red-Bull-Athlet wie ein Routinier. Schon in den letzten Jahren wurde der Hohenthurner als heiße Zukunftsaktie betitelt – „einerseits fühlt man sich geschmeichelt, andererseits muss ich gestehen, dass ich solche Sachen lieber von mir abprallen lasse“. Es fehlte im Prinzip nur noch der erste Weltcupsieg. Und dieser Coup ist dem aktuellen Weltcupgesamt-Dritten im polnischen Wisla kürzlich gelungen. „Es muss passieren“, sagte er im Vorfeld der Saison und dabei verlief seine Vorbereitung alles andere als nach Plan. Der letztjährige Gesamtelfte laborierte mehrere Wochen an einer unangenehmen Adduktorenverletzung und kam an einer Zwangspause nicht vorbei. 

Sportlich ist er auf Höhenflüge aus und auch privat hat der Absolvent der Skihandelsschule in Stams mit der kanadischen Skispringerin Alexandria Loutitt sein Glück gefunden.

Eine signifikante Aussage lässt erahnen, wie sehr er sich dem Skisprungsport verschrieben hat. „Wenn man auf Händen getragen wird, wird es auf Dauer nicht funktionieren“, weiß der ÖSV-Adler um seine Qualitäten und betont: „Sprungtechnisch bin ich noch lange nicht am Zenit angekommen. Aber mir ist bewusst, dass absoluter Perfektionismus einen nur versteift, deshalb möchte ich ein wenig entspannter werden“, verriet der Kärntner, der auf vieles verzichten kann, aber definitiv nicht auf Nutellabrote.