Nina Karl war sich bewusst: Das Ziel ihres Mannes, der langersehnte Olympiasieg, hat oberste Priorität. „Das war unser Deal, dass dem alles untergeordnet wird. Da bin ich gelassen, da ich es von meinem Papa von klein auf auch kannte. Viele würden es wohl als schwierig empfinden“, verriet die Lienzerin, die im SOS-Kinderdorf in Nußdorf-Debant tätig ist und die Ausbildung zur Psychotherapeutin absolviert.
Nur als sich der Fünffach-Weltmeister vor Peking sein Auto Gold folieren ließ, konnte sich die Tochter von Skilegende Werner Grissmann diverse Aussagen nicht verkneifen. „Ich habe ihn gefragt, ob er komplett spinnt, da ja alle glauben, dass wir nicht mehr ganz dicht sind. Er meinte, souverän, wie immer: Ich muss das Auto jetzt täglich sehen. Ich habe mir nur überlegt, wie schnell wir einen Termin zum Abziehen der Folie bekommen, wenn das alles schiefgeht.“ Doch bekanntlich ging sein Plan auf und der mehrfache Gesamtweltcup-Triumphator kürte sich zum Olympic Champion.
„Die, die nie streiten, sind meistens am gefährlichsten“
Seit 17 Jahren sind die beiden nun ein Paar, seit 2011 verheiratet und Eltern zweier Töchter, Benina (12) und Pia (6). „Und ehrlich, bei wem gibt es in einer Beziehung nicht mal Differenzen. Am wichtigsten ist es, dass man sich als Paar nicht vergisst. Na klar wird auch mal gefetzt. Die, die nie streiten, sind meistens am gefährlichsten.“
Der Snowboard-Superstar ist übrigens ein absoluter Weihnachtsliebhaber. „Die Musik läuft von in der Früh weg, der Baum muss zeitig gekauft und geschmückt werden“, erzählt Nina, die an ihrem Liebsten seine „Konsequenz zur Perfektion, die auch mal nerven kann, seinen Ehrgeiz und wie er seine Visionen verfolgt“, schätzt. „Er sagt ja selbst, dass er nicht immer einfach ist, aber wir lassen uns beide so sein, wie wir sind. Das ist vielleicht unser Geheimnis.“
Jenes tödliche Unfalldrama, das sich 2021 ereignet hat und bei dem ein 70-jähriger Mann ums Leben gekommen ist, hat das Paar immens geprägt. „Es hätte ja auch Benji treffen können. Diese Phase hat uns definitiv noch mehr zusammengeschweißt. Das war für uns alle keine einfache Zeit.“
Und sportlich? Da geht‘s für die ÖSV-Parallelboarder vor Weihnachten noch ins schweizerische Davos. Am Samstag wartet ein Parallel-Slalom.