Hurra, er ist wieder da, Wien hat ihn wieder. Das stimmt natürlich nicht ganz, denn Marko Arnautovic spielt ja in Bologna, aber die Metropole der Pasta befindet sich praktisch nebenan, nur einen Katzensprung entfernt. "20 Minuten mit dem Flugzeug", behauptet Österreichs Paradekicker im leichten Übermut. Zwar fliegen Privatjets tatsächlich schneller als herkömmliche Passagiermaschinen, aber nicht mit Überschallgeschwindigkeit, die für eine Bestätigung der Angaben nötig wäre. Schließlich sind auch in der Luft fast 600 Kilometer zu überwinden. Die von Arnautovic ebenfalls ins Spiel gebrachten sechs Autostunden klingen realistischer. 

Doch da der Ex-China-Legionär nun wieder in Europa spielen darf, muss die Zeit für ihn wie im Flug vergehen. Dazu kommt der Wohlfühlfaktor, weil die Trennung von seinen Lieben ebenfalls Geschichte ist. "In erster Linie hatte der Wechsel mit der Familie zu tun. Irgendwann hältst du es nicht mehr aus", erklärte Arnautovic am Montag im Camp des Fußballnationalteams in Wien.

Die sportlichen Beweggründe sollen trotzdem nicht unerwähnt bleiben. "Bologna wollte mich unbedingt haben, mir gefallen die Mannschaft und die Liga." Er sei bei seinem neuen Klub "sehr gut aufgenommen" worden und den Empfang durch die Fans empfand er als "außergewöhnlich. Ich war positiv überrascht und bin sehr glücklich darüber." Beim "Projekt mit vielen jungen Spielern" ist der kulinarisch in der Emilia Romagna bestens aufgehobene Fußballer auch schon auf den Geschmack gekommen.

Voll "krass"

Auch die Zeit mit der Nationalmannschaft wird in Windeseile vorüberhuschen, denn Arnautovics Begeisterung über die von den Fußball-Obrigkeiten aufgezwungene Dichte des Spielplans hält sich in Grenzen. "Drei Spiele in sechs Tagen, das ist schon krass." Der 32-Jährige, der beim 0:0 gegen Atalanta die volle Spielzeit absolvierte, fühlt sich jedoch sehr fit. "Ich bin fast bei 100 Prozent, es gibt ein paar kleine Wehwehchen, die werden aber rasch weg sein." Die extrem kurze Vorbereitung betrachtet der Routinier als das geringere Übel. "Wir kennen uns als Mannschaft und ich denke nicht, dass wir viele Tage brauchen, da ist alles schon automatisiert."

Und dann gibt es noch etwas, das Arnautovic am Herzen liegt, nämlich seine Arbeit im Dienste der Nationalmannschaft. Der Wiener hält bei 91 Länderspielen, der Vierte der Rangliste, Gerhard Hanappi, ist nur zwei Partien entfernt. Zwei Tore fehlen "Arnie" (27 Treffer) in der Teamschützenliste auf Platz drei. Doch die Rekorde sind ihm "vollkommen egal." Wichtig sei, "dass ich der Mannschaft helfen kann, nach zwei Europameisterschaften wollen wir uns einmal auf der ganz großen Bühne zeigen, der Weltmeisterschaft", sagt Marko Arnautovic.

Weil aber in dieser Qualifikation nur der Gruppenerste direkt zur Endrunde darf, zählen ab sofort nur noch Siege, und selbst das garantiert den Platz in Katar noch nicht. Arnautovic hat sich mit der Tabelle nicht besonders intensiv auseinandergesetzt. „Ich weiß nur, dass wir die drei Spiele gegen Moldawien, Israel und Schottland gewinnen müssen, dann sind wir wieder komplett drin.“