Ein paar Wochen nach der Europameisterschaft und mitten in der Urlaubszeit wurde die österreichische Fußballgesellschaft – ungeachtet des bereits angelaufenen Liga-Spielbetriebs – höchst unsanft aus dem Sommerschlaf geweckt. Leo Windtner verschreckte mit seiner Botschaft, im Oktober nicht mehr für das Amt des ÖFB-Chefs zu kandidieren, die gesamte heimische Funktionärs-Clique. Ein Blick ins Innere des der Intrige gerne zugänglichen Präsidiums des Fußballbundes genügt, um festzuhalten, dass manche betrübt sein werden, aber andere sich gerade die Hände reiben.

Porträt Leo Windtner

Am 17. Oktober erfolgt die – coronabedingt verschobene – Wahl des ÖFB-Präsidenten und Windtner war bisher der einzige Kandidat. Dieser kam dem Gremium nun ziemlich plötzlich abhanden. Lediglich der steirische Landespräsident Wolfgang Bartosch war als Vorsitzender des Wahlausschusses durch Windtner selbst vorinformiert. „Die Entscheidung ist zur Kenntnis zu nehmen.“

Der Hintergrund des nur scheinbar aus heiterem Himmel erfolgten bevorstehenden Rückzugs Windtners ist im ÖFB-Präsidium zu suchen. Der Oberösterreicher hat nach eingehendem Ausloten der Stimmungslage erkannt, dass diese Wahl nicht in Richtung g’mahte Wies’n gehen würde. Er sah keinen ausreichenden Rückhalt mehr. Für eine Kampfabstimmung wäre sich der langjährige Amtsinhaber jedoch naturgemäß zu schade gewesen.

Nun muss ein neuer Kandidat gefunden werden. Schon am Freitag wurde die Grundsatzdiskussion darüber in Gang gesetzt, ob der vakant werdende Posten intern oder extern nachbesetzt werden soll. Die Zeit bis zum Wahltermin ist knapp bemessen, am 12. August tagt in Gmunden der Wahlausschuss, dort werden nun die ersten Weichen gestellt.

Ob der Ort für einen Neuanfang glücklich gewählt ist, bleibt abzuwarten. Nahe der Stadt am Traunsee gab es im Herbst 2017 jene legendäre Präsidiumssitzung, die das Schicksal von Teamchef Marcel Koller und letztlich auch des Sportdirektors Willi Ruttensteiner besiegelte. Windtner bleibt bis 17. Oktober im Amt.