Die Beobachter rieben sich die Augen. Das österreichische Nationalteam war im Match gegen Israel gegenüber den starken Auftritten im September gegen Lettland und Polen nicht wiederzuerkennen. Lange Mutlosigkeit paarte sich mit haarsträubenden Fehlern, äußerst verhaltenem Tempo und gewaltigen Abstimmungsproblemen. Das Beste war das Ergebnis. Mit dem 3:1 steht Österreich an der Schwelle zur Europameisterschaft 2020

Die Lage

Österreich liegt mit 13 Punkten drei Zähler hinter Polen auf Platz zwei und hat damit wie schon nach dem 6:0 über Lettland jene Position inne, die zur fixen Teilnahme an der Endrunde berechtigt. Mit einem Sieg im Sonntagsspiel gegen Slowenien wäre die Qualifikation praktisch fixiert, zumal in den letzten beiden Spielen das - allerdings nach dem Sieg über die Slowenien - nicht zu unterschätzende Team aus Nordmazedonien sowie die inferioren Letten warten.

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Ein Automatismus ist die Qualifikation freilich nicht, dessen ist sich Franco Foda natürlich voll bewusst. Der Teamchef hielt sich mit Kritik an den Spielern zwar weitgehend zurück, die über weite Strecken matte Darbietung jedoch kann nicht übergangen werden. "Wir haben noch nichts erreicht", sagte Foda, die Ausgangslage hat sich jedoch vorentscheidend verbessert. Sowohl die Slowenen als auch die Mazedonier müssen noch in Polen antreten.

Das Personal

Es ist die heikelste Frage, mit der sich das österreichische Team aktuell auseinanderzusetzen hat. Das Spiel hat auf teilweise beunruhigende Art demonstriert, dass Ausfälle trotz der vielbeschworenen neuen Breite in der Qualität nicht eins zu eins wettzumachen sind. David Alaba ging stärker ab als in anderen Partien, in denen der Bayern-Star verhindert war. Stefan Posch lieferte zwar auf der rechten Abwehrseite eine solide Leistung ab, kann aber in seiner offensiven Wirkung mit der unermüdlichen Lauf- und Kampfstärke von Stefan Lainer nicht konkurrieren.

Mangelnde Spielpraxis fällt doch stärker ins Gewicht, als es Franco Foda bisher vermittelte. Das Negativ-Beispiel Nummer eins ist hier Stefan Ilsanker, der bei Leipzig nicht mehr zum Zug kommt und sich im Match gegen Israel haarsträubende Fehler leistete. Valentino Lazaro, bei Inter noch sehr vernachlässigt, benötigte eine sehr lange Anlaufzeit, ehe er seine Klasse mit dem Tor und der Leistung nach der Pause aufblitzen ließ.

Im Mittelfeld kamen ungewöhnliche Abstimmungsprobleme zum Vorschein, selbst Kapitän Julian Baumgartlinger unterliefen zahlreiche Fehler. Auch das Tor steht wieder weiter offen, als es von der Teamführung her signalisiert wird. Cican Stankovic offenbarte etliche Unsicherheiten, und es ist nicht auszuschließen, dass Foda gegen Slowenien dem in beständiger Hochform agierenden LASK-Torhüter Alexander Schlager eine Chance gibt.

Die mangelnde Chancenauswertung bleibt in der stets spärlich besetzten Offensivabteilung eine äußerst unbequeme Konstante. Marko Arnautovic vergab alleine vier gute Gelegenheiten. Dass mit Martin Hinteregger just der für das Polen-Match aus den bekannten disziplinären Gründen suspendiert gewesene Verteidiger ein Tor im Stile eines Goalgetters erzielte, war eine besondere Ironie der Geschichte dieses Spiels. Der Frankfurt-Legionär, für viele Experten einer der besten Verteidiger der deutschen Bundesliga, wurde auch zum Mann des Spiels gekürt.

Das nächste Spiel

Weitere Umstellungen sind für das Match am Sonntag in Laibach gegen Slowenien garantiert, denn die Verletztenliste ist noch größer geworden. Der ohnehin nicht fit ins Spiel gegen Israel gegangene Konrad Laimer ist mehr als fraglich, auch Marko Arnautovic ist angeschlagen, ein Ausfall des Unersetzlichen würde das österreichische Team besonders hart treffen.

Mit Nachnominierungen ist zu rechnen. Dass diese sich durchaus bewähren können, zeigte Christopher Trimmel. Der schon 32-jährige Kapitän des deutschen Bundesliga-Aufsteigers Union Berlin zeigte einen starken halbstündigen Auftritt und klärte einige knifflige Situationen souverän.

Ob Foda gegen Slowenien eine offensivere Aufstellungsvariante wählt, bleibt abzuwarten, es wäre im Sinne der Attraktivität des Spiels der Österreicher jedenfalls wünschenswert. Der vor allem in der ersten Hälfte mutlose Auftritt passte zum defensiven Verhalten des Teamchefs. Die Österreicher haben ja im Juni und September gezeigt, dass sie in der Lage sind, niveauvollen und hochattraktiven Fußball zu bieten und trotzdem zu gewinnen.