Das Spiel gegen Wales hinterließ deutliche Spuren im österreichischen Nationalteam. Auf der einen Seite stand das Lob des Fortschritts, auf der anderen die Ergebnislücke. Was in der zu vorsichtigen Schlussphase gegen Bale & Co. verabsäumt wurde, nämlich der Sieg, soll nun heute im Match gegen Serbien mit drei Punkten nachgeholt werden.

Das durch die Euro arg in Mitleidenschaft gezogene Selbstvertrauen ist mit diesem Spiel zurückgekehrt, nun wird der nächste Schritt angepeilt, nämlich die Fortsetzung der Auswärtsserie in Qualifikationsspielen. Im EM-Aufnahmeverfahren waren sämtliche Partien in der Fremde gewonnen worden, und auch der Auftakt der WM-Qualifikation in Georgien endete nach noch mäßiger Leistung mit einem Sieg. In Belgrad würde eine solche Darbietung nicht genügen. Es ist die Summe von Faktoren, die heute zum Erfolg führen soll.

Spielerische Substanz

Das Donnerstag-Match offenbarte eine deutliche Steigerung in spielerischer Hinsicht, das erkannte auch Teamchef Marcel Koller, und den Akteuren selbst blieb dies natürlich auch nicht verborgen. Bei fast zwei Drittel Ballbesitz wurde das Match weitestgehend kontrolliert, das Kombinationsspiel funktionierte so gut wie noch nie in diesem Jahr. Koller erwartet, dass die Serben mit einem vergleichbaren System operieren, und wird die eigene Mannschaft wegen der für ihn nachgewiesenen Funktionstüchtigkeit weitgehend unverändert lassen.

Ein Arnautovic ist nicht genug

Weil Serbien spielerisch höher einzuschätzen ist als Wales, wird ein Marko Arnautovic nicht genügen. Da müssen auch die übrigen Leistungsträger ihren hohen Ansprüchen gerecht werden. Das gilt besonders für David Alaba und Zlatko Junuzovic. „Alle haben Verantwortung“, erweitert Arnautovic den Kreis der Auserkorenen. „Wir wissen, was Junuzovic und Alaba können“, vertraut auch Koller auf eine verstärkte Durchschlagskraft der beiden, und der Teamchef ergänzt: „Aber auch ein Marc Janko kann Entscheidendes bewirken.“ Damit ist wohl klar, dass der Stammstürmer auch heute beginnen wird, wiewohl zwei Matches bei nur zwei Tagen Pause seinen Körper stärker beanspruchen als andere.

Stabilität und Ruhe

Die Regeneration wurde zum bestimmenden Faktor der vergangenen 48 Stunden. „Das ist das Wichtigste“, sagte Koller. Und: Die Spieler müssen die Köpfe freibekommen, auf detaillierte Gespräche wurde daher verzichtet. Ein Alessandro Schöpf könnte das spielerische Element verstärken. Einen Platz für den Schalke-Legionär in der Startaufstellung schloss Koller zumindest nicht aus. „Es ist möglich“.

Die Stabilität in der Abwehr gehört ebenfalls zu den Erfolgsgaranten. Die Festigkeit erhielt am Donnerstag einige Sprünge, vor allem bei Standardsituationen. Diese könnten sich auch gegen Serbien als gefährlich herausstellen, aber der Teamchef stellt klar: „In solchen Momenten ist jeder Spieler in der Defensivarbeit gefordert. Da besteht hinsichtlich der von Koller gelobten „Ruhe“ noch Nachholbedarf. Der Spielaufbau allerdings hat den Anforderungen entsprochen, die Hektik ist auch heute tunlichst zu vermeiden.

Zuschauer-Flaute in Serbien

Eine Facette kommt hinzu. „Wir müssen frech und mutig auftreten“, meinte der Teamchef. Das Publikum soll die Mannschaft nicht aus dem Konzept bringen, es werden maximal 25.000 Zuschauer erwartet, zuletzt gegen Irland kamen gar nur 8000. Mit dem Hexenkessel von 2009, als die Stimmung „bedrohlich“ (ÖFB-Chef Leo Windtner) wurde, wird das heutige Match nicht zu vergleichen sein.