Die 82. Spielminute im Bundesliga-Spiel zwischen dem SK Sturm und dem TSV Hartberg: Philipp Hosiner schiebt den Ball zum 3:2-Siegestreffer der Hausherren ein. Die 10.785 Zuseher in der Merkur-Arena springen von ihren Sitzen. Ein Moment, den der 29-Jährige nach seinem ersten Bundesliga-Treffer seit 19. April 2014 sichtlich genießt. Auch noch einen Tag später. Keinem Spieler ist dies mehr zu gönnen.

Vier Jahre im Ausland mit Stationen in Frankreich (Stade Rennes) und Deutschland (1. FC Köln, Union Berlin) verliefen durchwachsen – auch aufgrund schwerer Krankheiten. Ein Nierentumor und ein Lungenkollaps sorgten dafür, dass der Fußball nicht durchgängig an erster Stelle stand. „Ich habe schon einiges durchgemacht. Dadurch hat sich meine ganze Lebenseinstellung verändert“, sagt Hosiner, der in der Ernährung ungewöhnliche Wege geht. „Seit mehr als einem Jahr ernähre ich mich vegan. Ich wollte meine Blutwerte in einen optimalen Bereich bringen. Das geht damit am besten und schnellsten. Zudem hat man langfristig die besten Chancen, gesund zu bleiben.“

Vor allem das Beschäftigen mit dem eigenen Körper sieht der Stürmer als ganz wichtigen Faktor. „So bekomme ich alle Nährstoffe, in einer besseren Form, die der Körper auch viel leichter verarbeiten kann“, erklärt Hosiner, der derzeit noch im Hotel wohnt, aber schon bald seine eigene Wohnung beziehen wird. „Ich versuche, meinen Körper mit höchstmöglicher Qualität zu versorgen. Dazu mache ich auch regelmäßig Blutkontrollen und weiß daher, dass ich auf einem Topweg bin. Das, was mir am meisten bringt bei der veganen Ernährung: Die Regenerationszeit hat sich um einiges verbessert.“

Mitstreiter hat Hosiner, der selbst beispielsweise auch Brokkolisprossen oder Chiasamen züchtet, einige. Neben seiner Frau Julia – die Schwester von Ex-Austria-Spieler Lukas Rotpuller weilt derzeit noch in Berlin – ernährt sich auch Hosiners Mama vegan. „Es beschäftigen und interessieren sich immer mehr Leute für dieses Thema. Das Angebot wird auch immer größer. Das ist eine tolle Entwicklung“, sagt der Lockenkopf, der auch in der Sturm-Mannschaft einen Kollegen hat, der sich rein pflanzlich ernährt. „Fabian Koch, mit dem ich schon im Nachwuchs-Nationalteam und bei der Wiener Austria zusammen gespielt habe, hat sich angeschlossen und zieht das jetzt mit mir durch. Bei Sturm ist das auch toll. Es wird immer drauf geschaut, dass wir veganes Essen bekommen, wenn wir unterwegs sind.“ Nachsatz: „Und das mit den blöden Sprüchen von einigen Mitspielern hat sich mittlerweile auch gelegt. Aber ich lasse mich von meinem Weg sowieso nicht abbringen.“

Der Traum vom siebenten Champions-League-Spiel

Nicht von seinem Traum, zum zweiten Mal in der Champions League spielen zu können, will sich Hosiner abbringen lassen. 2013 steuerte der fünffache ÖFB-Teamspieler in sechs Partien in der Königsklasse zwei Tore für Austria Wien bei. „Jeder Fußballer will in die Champions League. Da noch einmal spielen zu dürfen, wäre großartig“, sagt Hosiner vor dem Rückspiel in der zweiten Qualifikationsrunde gegen Ajax Amsterdam (Mittwoch, 20.30 Uhr, Merkur-Arena), in dem es ein 0:2 aufzuholen gilt. „Wir werden alles in die Waagschale werfen. Mit etwas Glück und einem positiven Spielverlauf können wir die Partie noch drehen. Ich freue mich schon auf das ausverkaufte Stadion. Mit diesen Fans ist alles möglich.“