Nicht wenige haben am Ende des Cup-Halbfinalspiels zwischen Sturm und Rapid, das 3:2 nach Verlängerung endete, gemeint: „Dieses Spiel hat keinen Verlierer verdient.“ Tatsächlich erarbeiteten sich beide Klubs unzählige Chancen. Am Ende durften die Grazer die Hände in die Höhe reißen und haben somit die Möglichkeit, Titelverteidiger Salzburg am 9. Mai in Klagenfurt zu entthronen.

Als einer der Väter des Erfolgs fungierte zweifelsohne Sturm-Torhüter Jörg Siebenhandl. Seiner wichtigsten Aufgabe, Bälle zu halten, kam der Wiener mehr als nur nach, trieb die Rapid-Spieler mit einigen Glanzreaktionen zur Verzweiflung. „Es freut mich, wenn ich ein paar Bälle halten kann. Aber das hilft nur so lange etwas, wenn wir vorne die Tore machen. Das hat diesmal super gepasst“, sagt der Torhüter gewohnt zurückhaltend und demütig.

Siebenhandl, der Assistgeber

Es ist nicht die Sache von Siebenhandl, im Vordergrund zu stehen. Dabei hätte er allen Grund dazu. Sowohl in der Bundesliga am vergangenen Samstag gegen Mattersburg (zum 3:0 durch Emeka Eze) als auch im Cup gegen Rapid (1:0 durch Bright Edomwonyi) steuerte der 28-Jährige einen Assist bei. „Ich kann ganz gut ausschießen und vorne haben wir schnelle Stürmer. Da kommt eins mit dem anderen zusammen“, erklärt Siebenhandl, der am 16. Juli 2011 – damals noch im Trikot von Wiener Neustadt – mit einem Freistoß von der eigenen Strafraumgrenze sogar ein Bundesliga-Tor gegen Mattersburg erzielt hat. „So weit komme ich aber nicht mehr, dafür bin ich schon zu alt“, sagt er lachend und rechnet sich gute Chancen aus, die Scorerwertung bei den Torhütern für sich zu entscheiden. „Mit zwei Assists stehe ich ganz gut da.“

Besonders hervorheben möchte Siebenhandl seinen Tormanntrainer bei Sturm. „Stefan Loch steht gern im Hintergrund, aber ich muss ihn hervorheben. Er hat mich in sehr vielen Bereichen, in denen mir noch etwas gefehlt hat, nach vorne gebracht. Stefan macht sehr viele Videoanalysen, sogar im Training. Seine Detailarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Denn am Ende des Tages kommt es auf Details an“, sagt Sturms Rückennummer 27.

Auch Trainer Heiko Vogel schwärmt vom 35-jährigen Niederösterreicher, der zuvor bei Austrias Nachwuchs, RB Ghana, Salzburgs Nachwuchs und Liefering die Torhüter trainierte und seit 2016 bei den Steirern tätig ist: „Was Stefan Loch macht, ist unfassbar. Er arbeitet so akribisch mit seiner Videoanalyse, dass er sogar Torabschlüsse des Gegners herausfiltert und dieses Element in das Training für die Torhüter einbringt. Hut ab!“ Ebenso lobt Vogel die Qualitäten in der Spieleröffnung seines Torhüters: „Bei Standardsituationen des Gegners ist es immer ein probates Mittel, mit einem schnellen Ball die Abwehr auszuspielen. Jörg hat die Präzision, das spricht für seine Qualität.“

Vogel vor Wolfsberg: "Nachlassen ist keine Option"

Ein weiteres Opfer dieser Serie soll heute (16 Uhr) im Bundesliga-Auswärtsspiel der WAC sein. Die Grazer werden hoch motiviert sein. Immerhin gab es am 3. Februar bei der 0:1-Heimniederlage die schwächste Vorstellung, seit Vogel als Trainer im Amt ist. „Nachlassen ist nach dem Cup-Triumph keine Option. So wie ich die Mannschaft vom Charakter kennengelernt habe, mache ich mir keine Sorgen“, sagt Vogel.
Mit weiteren starken Leistungen im Sturm-Trikot will sich Siebenhandl für die nächsten ÖFB-Länderspiele gegen Russland, Deutschland und Brasilien empfehlen, nachdem er gegen Luxemburg sein Debüt gegeben hat: „Mein Plan ist schon, dass noch weitere Länderspiele hinzukommen.“ In der aktuellen Form wäre es keine Überraschung, sollte das eintreffen.