Noch sind die finalen Schritte zu gehen, aber im Prinzip befindet sich der SK Sturm in jener Situation, für die man die ganze Saison über arbeitet. Zwei Spieltage vor Schluss haben die Steirer die Titelverteidigung selbst in der Hand. „Jeder Fußballer spielt Fußball, um Titel zu gewinnen. Wir sind so kurz davor, das wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen“, sagt Emanuel Aiwu.
Der Innenverteidiger gehört als Neuzugang des vergangenen Sommers zu jenen Kadermitgliedern, die das Gefühl, den Teller in Richtung Himmel zu stemmen, nicht kennen. Bislang bei der Admira, Rapid, Cremonese und Birmingham tätig, hat Aiwu noch keine Trophäe gewonnen. Diese Durststrecke zu beenden, war eines der Motive für den Wechsel nach Graz: „Ich habe in den letzten Jahren viel erlebt, es waren schöne, lehrreiche, aber auch turbulente Jahre. Das stabile Umfeld hier ist ein Mitgrund, warum ich mich für Sturm Graz entschieden habe. Der Verein spielt um Titel – das ist genau das, was ich gesucht habe.“
Am Sonntag soll bei Rapid ein weiterer Schritt gelingen – je nachdem, wie das Parallelspiel Wolfsberg gegen Austria Wien endet, vielleicht sogar schon der entscheidende. Der 24-Jährige plädiert dafür, dass Sturm am Sonntag ganz bei sich bleiben muss: „Es ist wichtig, dass wir auf uns schauen und nicht zu viel auf andere. Wenn wir unser Spiel abliefern und uns auf unsere Stärken konzentrieren, können wir jede Mannschaft in der Liga schlagen.“
Man darf davon ausgehen, dass im Rapid-Stadion nicht nur der Gäste-Block mit Sturm-Fans gefüllt sein wird. Beide Traditionsvereine sind jene Klubs mit der größten Anhängerschaft in Österreich. So reizvoll eine Meisterparty in Hütteldorf wäre, so sehr dürften die Wiener bemüht sein, genau dieses Szenario zu verhindern. Für Ex-Rapidler Aiwu zählt weniger, dass es an alter Wirkungsstätte passiert, sondern dass es überhaupt passiert: „Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei Rapid. Es ist ein toller Verein mit tollen Fans, aber ich bin sehr happy bei Sturm, und es wäre eigentlich egal, auf welchem Platz wir den Meistertitel feiern. Wir werden alles geben, dass wir feiern können.“
Gelingt der Meister-Coup, wäre es für Aiwu auch ein persönliches Happy End. Unter Sturms Feldspielern hat er zwar die drittmeisten Bundesliga-Minuten in dieser Spielzeit gesammelt, trotzdem blieb sein Wirken nicht von Kritik verschont. Zwischenzeitlich landete er im Frühjahr sogar zwei Mal auf der Tribüne. In den vergangenen Wochen kämpfte er sich nach der Verletzung von Niklas Geyrhofer zurück in die Stammelf.
Nur nicht runterziehen lassen
„Im Fußball gibt es gute und mal nicht so gute Phasen, aber ich habe schon viele Erfahrungen gesammelt, mich davon nicht runterziehen lassen und bin cool geblieben“, meint Aiwu, der unterstreicht: „Ich weiß, was ich kann. Am Ende des Tages ist es wichtig, dass man an sich selbst glaubt. Ich habe ein gutes Umfeld hinter mir, Familie und Freunde unterstützen mich. Als ich dann wieder meine Chance hatte, habe ich sie auch gut genutzt.“
Von jenen Sturm-Spielern, die bereits das Double geholt haben, weiß man, wie sie beim Feiern drauf sind. Wie viel Feierbiest in Aiwu steckt? „ Wenn es etwas zu feiern gibt, bin ich schon dabei. Erfolge gehören gefeiert, dafür arbeitet man“, schmunzelt Aiwu. Aber noch gibt es ja nichts zu feiern, die finalen Schritte fehlen noch: „Jetzt heißt es, dran zu bleiben und den Sack auch zuzumachen.“