Nachdem am Montagabend im Internet Videos von Co-Trainer Stefan Kulovits und mehreren Spielern aufgetaucht waren, in denen diese im Rahmen der Derby-Feierlichkeiten u.a. homophobe Gesänge anstimmten, erstattete die Fußball-Bundesliga am Dienstag Anzeige gegen die Akteure und den Verein. Der verurteilte die Geschehnisse „auf das Schärfste“.

Davor hatten am Montag Bewegtbilder von Geschäftsführer Steffen Hofmann die Runde gemacht, in denen dieser deftig gegen den Stadtrivalen der Wiener Austria austeilt. Nun sah sich Grün-Weiß ein weiteres Mal genötigt, an die Öffentlichkeit zu treten. „Das Präsidium des SK Rapid verurteilt die jüngsten homophoben Äußerungen (...) auf das Schärfste“, hieß es in einer Mitteilung des Wiener Clubs.

Nach dem 3:0 über die Austria war der Jubel bei den Rapidlern noch groß
Nach dem 3:0 über die Austria war der Jubel bei den Rapidlern noch groß © GEPA pictures

Am Dienstag wurde auch die Bundesliga aktiv und brachte gegen den Klub, Hofmann, Kulovits sowie die Spieler Guido Burgstaller, Marco Grüll, Thorsten Schick, Maximilian Hofmann und Niklas Hedl Anzeige beim Senat 1 der Liga (Straf- und Beglaubigungsausschuss) ein. „Die Inhalte der Videos stehen in keinerlei Einklang mit den Werten, für die der Fußball insgesamt und die Österreichische Fußball-Bundesliga im Speziellen stehen. Die Vorbildwirkung von Fußballern, Betreuern und Funktionären geht über das Geschehen am grünen Rasen hinaus“, teilte die Liga in ihrer Begründung mit.

Die Stellungnahmefrist für Rapid beträgt eine Woche. Laut Liga sind Spieler- bzw. Funktionssperren denkbar, dem Klub droht im schlechtesten Fall ein Punkteabzug. Bei einem ähnlich gelagerten Vorfall in Frankreichs Ligue 1 waren im Oktober 2023 bedingte Sperren gegen Ousmane Dembele, Randal Kolo Muani, Achraf Hakimi und Layvin Kurzawa verhängt worden.

Klub und Spieler wandten sich mit Entschuldigungen an die Öffentlichkeit. „Wir als Spieler haben eine gewisse Vorbildfunktion, und dieser wurden wir in dieser Situation keinesfalls gerecht. Dafür kann ich mich nur aufrichtig entschuldigen und versichern, dass wir die vollen Konsequenzen dafür tragen“, schrieb Grüll auf Instagram. Der Offensivspieler hat es damit auch in die deutschen Medien geschafft, wechselt er doch im Sommer zu Werder Bremen. Werder teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass sie sich nicht detaillierter zu dem Vorfall äußern wollen. Lediglich hieß es, dass man mit Grüll im Austausch war und er Einsicht gezeigt habe.

So wie Grüll baten via Rapid-Aussendung auch Kulovits und Goalgetter Burgstaller um Entschuldigung. „Der von uns wiedergegebene Fangesang steht in absolutem Widerspruch zu unseren Werten als Verein und zu meinen persönlichen, die ich in mehr als zwei Jahrzehnten im Profifußball vorgelebt habe und weiterhin vorleben möchte“, erklärte Kulovits. In der Emotion nach dem Erfolg über die Wiener Austria sei „ein großer Fehler“ passiert.

Auch Klubverantwortliche mit Entschuldigungen

„Wir möchten uns auf diesem Wege auch klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben“, betonte Burgstaller. „Uns ist bewusst, dass wir eine Vorbildwirkung haben, und dieser Rolle wurden wir mit der Aktion nach dem Spiel leider absolut nicht gerecht.“

Auch Klub-Präsident Alexander Wrabetz und Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger äußerten sich eindeutig. „Die Verunglimpfung von Menschen aufgrund von verschiedenen Merkmalen oder Lebensweisen soll bei Rapid keinen Platz haben.“ Als „grün-weiße Gemeinschaft“ wolle man vielmehr „einen Beitrag zu mehr Diversität und Inklusion leisten. Respekt und Wertschätzung für Vielfalt sind Grundpfeiler unseres Vereins und wir erwarten, dass alle, die bei Rapid arbeiten und sich unserem Klub verbunden fühlen, sich auch zu unseren Werten bekennen. Wir möchten uns auch als Präsidium für das auf Videos dokumentierte Fehlverhalten entschuldigen und werden diese Causa auch intern noch aufarbeiten.“

ÖFB behält sich weitere Schritte vor

Klare Worte fand auch ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer. „Dieses Verhalten ist mit den Werten des Fußballs und des Fair Play nicht vereinbar. Die Aussagen sind trotz aller sportlicher Rivalität und Emotionen inakzeptabel und völlig unangebracht. Vereine, Klubverantwortliche und Spieler haben auch eine große Vorbildfunktion für unzählige fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche. Damit einher geht auch eine besondere Verantwortung“, wurde Mitterdorfer in einer Verbandsaussendung zitiert. Der ÖFB behält sich bis zur vollständigen Klärung des Sachverhalts weitere Schritte vor, hieß es in der Stellungnahme.