International erstrahlt das runde Leder aktuell rot-weiß-rot. Drei Siege am ersten Spieltag der Champions und Europa League sind außer den österreichischen Vereinen nur jenen aus Deutschland, Spanien und England gelungen, über eine lupenreine Bilanz dürfen sich aber nur die Klubs aus Österreich freuen. Und: Elf Tore durfte auch keine andere Nation bejubeln. Diese erzielten Salzburg, LASK und WAC zu dritt, italienische Klubs trafen zu sechst nur zehn Mal, deutsche und englische zu siebent nur neun Mal.

Für die Fünf-Jahres-Wertung, also jene Wertung, aus der hervorgeht, wie viele Vereine pro Land in Zukunft in internationalen Bewerben vertreten sind, ist die Anzahl der erzielten Tore egal, die Siege der Salzburger (6:2 gegen Genk), des WAC (4:0 über Mönchengladbach) und LASK (1:0 gegen Rosenborg Trondheim) sind aber von enormer Bedeutung. Der zwölfte Platz, auf dem Österreich aktuell zu finden ist, ist abgesichert, die Nationen, die auf den Plätzen hinter Österreich liegen, sind alle nur noch mit einem Klub im internationalen Geschäft dabei. Und dieser zwölfte Platz würde auch in der Zukunft zwei Vereinen die Teilnahme an einer Gruppenphase garantieren.

Der Meister der laufenden Saison steigt nächstes Jahr im Play-off der Champions League ins internationale Geschäft ein und steht daher auch im Falle des Scheiterns fix in der Gruppenphase der Europa League. Der Cupsieger steht automatisch in der Gruppenphase der Europa League. Die Chance, dass es noch mehr Mannschaften werden, die fix an einer Gruppenphase teilnehmen, existiert. Die Türkei, aktuell Elfter, ist in der Fünf-Jahres-Wertung nicht uneinholbar.

Gedankt darf dafür vor allem Salzburg werden: Für 49 Prozent der Punkte zeichnen die Bullen verantwortlich. Teilnahmen an Gruppenphasen sind für den österreichischen Fußball wichtig, durch das Geld, das fließt, wird der Rückstand zu den besten Nationen nicht noch größer. Die Salzburger kassierten 15 Millionen Euro Startgeld für die Gruppenphase der Champions League, LASK und WAC knapp drei Millionen für die Europa League. International dabei zu sein, zahlt sich also offensichtlich aus.
Alles Zufall, dass es für Salzburg, den LASK und den WAC so gut läuft? Mitnichten. Bei Salzburg wird schon seit Jahren nach einem klar definierten Konzept gearbeitet, dem alles untergeordnet wird. Geld regiert, die Konkurrenz war chancenlos – das war zumindest lange Zeit das Argument der Gegner. LASK und der WAC haben sich bei den Salzburgern aber Anleihe genommen und sich mit wesentlich geringerem Budget, aber ähnlicher Idee zur Nummer zwei und drei im österreichischen Fußball gemausert. Die Tabellensituation – Salzburg, LASK und WAC führen – beweist das.

Grund dafür ist, dass Trainer und Spieler zur klar definierten Spielphilosophie passen. Roger Schmidt, Marco Rose und Jesse Marsch sind die prägenden Namen bei den Salzburgern, Christian Ilzer und Gerhard Struber beim WAC. Sieht man von Ilzers Aufstieg mit Hartberg ab, sind das fünf Trainer, die davor nur den größten Experten auf dem Trainermarkt ein Begriff waren. Offensichtlich beim LASK: Valerien Ismael folgte Oliver Glasner, die Mannschaft spielt aber den gleichen Fußball. Klug, weil der Kader für diese Art des Fußballs zusammengestellt wurde.

Grund für den Erfolg ist aber auch, dass selbst im Misserfolg an der vorgegebenen Spielphilosophie festgehalten wird. Als Glasner mit dem LASK in seinem ersten Jahr in Linz den Aufstieg aus der Zweiten Liga in die Bundesliga verpasste, schenkte man dem Innviertler trotzdem weiterhin das Vertrauen. Offensichtlich zu Recht. Im ersten Jahr in der Bundesliga wurde Glasner mit dem LASK Vierter, im zweiten Jahr Zweiter. Nun trainiert er den VfL Wolfsburg in der deutschen Bundesliga.

Vertrauen in einen Trainer und eine klare Spielphilosophie zahlen sich aus – in Wien und Graz sollte man sich davon eine Scheibe abschneiden. Der Vorsprung, den Salzburg, mittlerweile aber auch der LASK und der WAC auf die anderen großen Vereine haben, ist kurzfristig wohl nicht aufzuholen, die klare Strategie bringt einen Wettbewerbsvorteil. Der zahlt sich mittlerweile auch finanziell aus.

Fußball-Österreich sorgt aber nicht nur in Champions League und Europa League für Furore. In der deutschen Bundesliga, immerhin einer der besten Ligen der Welt, ist Österreich mit 31 Legionären vertreten – mehr Gastarbeiter stellt in der höchsten Liga Deutschlands kein Land. In Deutschland nimmt man die Qualität der heimischen Fußballer also durchaus wahr. Und man spürt sie am eigenen Leibe: Sechs der vergangenen sieben Spiele zwischen Mannschaften aus Österreich und Deutschland konnte Rot-Weiß-Rot gewinnen, einmal trennte man sich unentschieden. Fünf der sieben Partien bestritt Salzburg (gegen Schalke, Dortmund und Leipzig), eine das Nationalteam und nun siegte der WAC gegen Mönchengladbach.

Es wird doch nicht schon bald zur Fußballsensation werden, wenn Deutschland wieder einmal Österreich besiegt?