Die Farben des Klubs sehen unschuldig aus – Weiß und Himmelblau. Doch über der Südkurve des römischen Olympiastadions ziehen immer wieder dunkle Wolken auf. Sie formieren sich in Gestalt von rechtsradikalen Fans, die bei Heimspielen von Lazio regelmäßig mit rassistischen und antisemitischen Parolen zur "Schande" ("Gazzetta dello Sport") für den italienischen Fußball und damit auch für die Gesellschaft werden. Das Hakenkreuz und die missbräuchlich verwendete SS-Abkürzung in Runenschrift gehören zu den Utensilien faschistischer Anhänger. Der Klub heißt offiziell S.S. (Società Sportiva) Lazio.

Der Rechtsextremismus zieht im Umfeld des italienischen Fußballs weite Kreise, die Würde von Menschen jüdischer und/oder afrikanischer Herkunft wird den gesamten italienischen Stiefel hindurch mit Füßen getreten. Aber kaum eine Gruppe zeigt sich so offen radikal wie die Ultras von Lazio, "Irriducibili" ("die Unbeugsamen") genannt. Im Herbst 2017 etwa hatte der Verband nach extremen Vorfällen angeordnet, dass die Kapitäne der Serie A einen Ausschnitt aus dem Tagebuch der Anne Frank vorlesen mussten. Diese Aktionen wurden teilweise massiv gestört und die Reaktionen der Vereinsführung des römischen Klubs fielen halbherzig aus. Eine Sperre der Südkurve für zwei Spiele im Verlauf dieser Saison wurde damals umgangen, indem Tickets für ansonsten leer stehende Sektoren verkauft wurden, natürlich an die Ultras.

Die faschistischen und neonazistischen Umtriebe haben im Fall von Lazio auch einen historischen Hintergrund. Ursprünglich als bürgerlich-konservativer Klub gegründet, driftete der Verein in den 1920er-Jahren zusehends in den Faschismus ab. Auch der "Duce", Diktator Benito Mussolini, war Vereinsmitglied. Von dieser unrühmlichen Vergangenheit können sich so manche Unbelehrbare offenbar nicht lösen.

Lazios lokaler Kontrahent AS Roma bildet, auch historisch gesehen, die Gegenseite der Gesellschaft ab, der Klub entspringt der linksgerichteten Arbeiterklasse.