Die bemerkenswerte und historische Europacupreise des SK Rapid ist vorbei. Nach einem 1:0 im Hinspiel des ersten europäischen Viertelfinales seit 1996 bei Djurgarden Stockholm verpassten die Wiener in einer wahren Schlacht daheim noch den Aufstieg ins Halbfinale. Rapid beraubte sich damit auch der Chance, sich im Semifinale der Conference League im Mai mit dem ruhmreichen FC Chelsea (1:2 gegen Legia Warschau, gesamt: 4:2) zu messen. Und obwohl das ausverkaufte Wiener Weststadion wieder seinen Zauber unter Flutlicht versprühte, sollten die Widrigkeiten, die man sich selbst einbrockte, zu heftig werden. Denn schon nach knapp sieben Minuten schickte Schiedsrichter Anthony Taylor Mittelfeldmotor Mamadou Sangare nach berechtigtem VAR-Eingriff mit glatt Rot unter die Dusche. Er hatte Nino Žugelj ohne Chance auf den Ball mit der offenen Sohle am Unterschenkel getroffen, für den Slowenen war die Partie damit verletzungsbedingt ebenso vorbei wie für Ercan Kara, der aus taktischen Gründen Romeo Amane weichen musste.
Mit zehn Mann blieb Rapid zunächst tonangebend, profitierte vor allem davon, dass die einzig verbliebene Spitze, Dion Beljo, immer wieder geschickt auf den Flügel abkippte, Bälle festmachte und verteilte. Dass es nach einer, von Beljo eingeleiteten, Doppelchance von Matthias Seidl und Louis Schaub nach 18 Minuten nicht schon 1:0 stand, war jeweils einem schlampigen letzten Pass geschuldet. Auf der Gegenseite reichte den Schweden ein Blackout von Jonas Auer. Der Rapid-Außenverteidiger hechtete mit ausgestrecktem Arm in eine Flanke, folgerichtig gab‘s Elfer für Djurgarden, den Marcus Danielson souverän unten links verwertete (42.).
Harte Verlängerung
Grün-Weiß, angeheizt von 25.600 Fans, raffte sich aber noch vor der Pause auf, glich in der ersten Minute einer achtminütigen Nachspielzeit durch ein Eigentor von Jacob Une aus. Nach Seidl-Freistoß erzwang der rechtzeitig fit gewordene Abwehrchef Nenad Cvetkovic per Kopf den entscheidenden Ballkontakt des völlig deplatzierten Djurgarden-Verteidigers.
Aus der Kabine kamen die Schweden mit mehr Dampf, schafften es nun doch, ihre numerische Überlegenheit in dementsprechende Spielanteile umzumünzen. Als mit Cvetkovic und Beljo die beiden Aktivposten das Feld verließen, büßte Rapid sichtlich an Substanz ein, was Djurgardens Bester, Keita Kosugi, sehenswert von der Strafraumkante zur neuerlichen Gäste-Führung ummünzte (77.) und die Verlängerung herbeiführte.
Dort war die Hypothek eines quasi ganzen Spiels mit zehn Mann einfach zu groß, Rapid ging die Luft aus. Und Tobias Gulliksen nützte das eiskalt aus. Der Norweger schnürte binnen zwölf Minuten mit zwei maßgenauen Abschlüssen von der Strafraumkante einen Doppelpack und beerdigte die Europacupträume der Heimischen spätestens mit dem 4:1 aus schwedischer Sicht in Minute 105. Der Frust sollte sich noch entladen, als Serge-Philipp Raux-Yao den traurigen Schlusspunkt setzte und auch mit Rot vom Feld musste (110.). Zuvor präsentierten sich bereits einige Anhänger in von ihrer schlechtesten Seite als sie Torschütze Gulliksen mit Bechern bewarfen.