Es ist nicht allzu lange her, da wurden sowohl österreichische Spieler als auch Trainer grosso modo in Fußball-Deutschland nicht ganz ernst genommen - die heimische Bundesliga war bei unserem Nachbarn im Norden bestens unter dem wenig schmeichelhaften Spitznamen "Operettenliga" bekannt. Und auch wenn Legionäre wie Zlatko Junuzovic, Marko Arnautovic, Sebastian Prödl, Christian Fuchs oder David Alaba und Betreuer wie Peter Stöger oder Ralph Hasenhüttl das österreichische Image im Land des vierfachen Weltmeisters aufpolierten, sorgte die Verpflichtung von Oliver Glasner als Trainer des Vfl Wolfsburg im Sommer 2019 für Irritationen. Nicht allen Fans des Werksklubs und auch deutschen Sportjournalisten war der ehemalige Ried- und damalige Lask-Trainer gleich ein Begriff. Die Frage, warum es wieder ein Trainer aus Österreich sein müsse, kam auf.

Keine zwei Jahre später stellt diese Frage keiner mehr. Der Oberösterreicher liegt auf Platz drei und damit klar auf Kurs dritte Teilnahme in der Königsklasse - eine Leistung, die ihn offenbar selbst ein wenig verblüfft. "Ich habe Dortmund in der Champions League bei ManCity gesehen und nur gedacht: Puh, wie können wir elf Punkte vor denen stehen?", sagte der 46-Jährige. "Das zeigt, dass wir eine großartige Saison spielen." 

Auch die Saison des heutigen Gegners kann sich mehr als sehen lassen. Eintracht Frankfurt machte mit dem Auswärtserfolg beim BVB vergangenes Wochenende einen großen Schritt in Richtung Konzert der Großen. "Wir wissen, wo die Reise hingeht: Sie geht Richtung Champions League", sagte Coach Adi Hütter, der im heutigen Topspiel auf den weiter angeschlagenen Kärntner Abwehrchef Martin Hinteregger (Oberschenkelverletzung) verzichten muss. Hütter, der nach seinen Meistertiteln mit FC Salzburg und Young Boys Bern 2018 in die Deutsche Bundesliga gewechselt ist, genießt mittlerweile hohe Wertschätzung, auch bei seinem Trainerkollegen Glasner. "Man sieht ganz klar die Handschrift von Adi, den ich sehr gut kenne. Er ist ein super Kerl. Wir sind uns auch privat schon einige Male über den Weg gelaufen. Die Aufstellungen haben wir in dieser Woche aber noch nicht ausgetauscht. So eng sind wir dann doch nicht", schmunzelte Glasner. 

Dass zwei österreichische Trainer im Topspiel der Woche die Marschrichtungen vorgeben, unterstreicht deren Erfolg, aber auch die Tatsache, dass die beiden regelmäßig genannt werden, wenn bei einem Spitzenverein ein Trainerposten vakant ist. So ist Hütter nicht nur bei Borussia Mönchengladbach im Gespräch, sondern gilt - wie auch Glasner - als Nachfolgekandidat von Julian Nagelsmann bei RB Leipzig, sollte dieser in die Fußstapfen von Hansi Flick bei den Bayern treten. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Flick seinen Platz räumt und Jogi Löw als Bundestrainer beerbt. Noch ist das alles natürlich nur graue Theorie, aber sollte sich das Trainerkarussell zu drehen beginnen, fahren zwei Österreicher ziemlich sicher mit.