Zunächst einmal muss reiner Tisch gemacht werden. Schließlich ist beim FC Barcelona in den vergangenen Monaten nicht nur viel Unrat zusammengekommen, es gilt auch, das spätestens seit der Razzia in der vergangenen Woche stark ramponierte Image wieder glattzubügeln. Der am Sonntag ins Amt gewählte (frühere und) neue Präsident Joan Laporta wurde von den Stimmberechtigten als jener Mann identifiziert, dem ein Erfolg bei den Aufräumarbeiten am ehesten zuzutrauen ist.

Weil für's Dampfablassen keine Zeit bleibt, fasst der Anwalt unverzüglich die heißesten Eisen an, freilich muss er dabei mit dem nötigen Fingerspitzengefühl vorgehen. Denn einerseits ist ein Schuldengebirge abzubauen (mehr als eine Milliarde Euro), andererseits istder am Fuß des Berges stehende Chef eines derart renommierten Fußballklubs dazu verpflichtet, eine absolut wettbewerbsfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Ein Ding der Unmöglichkeit? Mitnichten.

Die Personalfragen sind zwangsläufig die von der Außenwelt am heftigsten diskutierten Themen. An erster Stelle sei hier die Causa Lionel Messi genannt. Wer für Laporta votierte, der wusste, dass dies wohl die einzige Chance auf einen Verbleib des Argentiniers bei den Katalanen sein würde. Tatsächlich ist die Aussicht, den Superstar zu verlängern, nunmehr gewaltig gestiegen. Messi hat großes Vertrauen in den neuen Präsidenten, was für den in der jüngeren Vergangenheit stark verunsicherten Spieler ein zentrales Kriterium bei der Entscheidungsfindung darstellt.

Die Klubverantwortlichen wären, gelinde gesagt, saublöd, Messi einfach so ziehen zu lassen. Er verursacht dann zwar keine Personalkosten mehr, würde aber, weil im Sommer ablösefrei, Barca keinen Cent mehr einbringen. Aber auch ein Topmann wie der 33-Jährige braucht um sich herum eine schlagkräftige Mannschaft, und hier kommt nun unter anderem David Alaba ins Spiel.

Bei Barca schon länger ein Thema

Während eine Marca-Meldung, Alaba würde zu Real Madrid wechseln, die Runde machte, erfuhren Kleine-Zeitung-Leser exklusiv schon vor einem Monat, dass in Wahrheit der FC Barcelona als erste Anspielstation für den Österreicher gilt, wenn Laporta die Wahl für sich entscheidet. Weil dieser Fall nun eingetreten ist, wird ein Wechsel zu den Katalanen nun immer wahrscheinlicher. Einer der ersten Gratulanten nach dem Votum für den Juristen war Alaba-Berater Pini Zahavi, ein langjähriger enger Freund Laportas.

Alaba selbst hat bei seiner FC-Bayern-Abschiedserklärung die Barcelona-Variante auf Anfrage der Kleinen Zeitung jedenfalls ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Er wirkte allerdings etwas erstaunt, damit konfrontiert worden zu sein und gab ein allgemeingültiges Statement ab. Man sei mit den Klubs in Kontakt. Also auch mit Barcelona.

Laporta hatte schon seit sehr langer Zeit Kenntnis von der Alaba-Optipn, konnte aber natürlich vor der Wahl nicht in die Offensive gehen. Und auch jetzt wird die Angelegenheit sehr diskret behandelt, schließlich gibt es nach wie vor andere potente Interessenten wie etwa Paris St. Germain. Doch die Anzeichen, dass die künftige Spielstätte für den ÖFB-Star das Camp Nou wird, verdichten sich. Mit einer endgültigen Entscheidung ist zuverlässigen Informationen der Kleinen Zeitung zufolge nicht vor Ende Mai zu rechnen.

Finanzspritze aus London

Denn zuvor muss Barcelona nachzählen. Und um zahlen zu können, bedient sich der Verein einer bei praktisch allen großen Fußballklubs gängigen Praxis. In den Finanzmetropolen dieser Welt, vorzugsweise London, sitzen von als Mittelsmänner fungierenden Fußballfachleuten eingeweihte Financiers, die nur darauf warten, von den Vereinen um günstige frische Euros (Pfund, etc.) angepumpt zu werden. Der FC Barcelona ist eine Topadresse, die den Geldgebern bereits schmackhaft genug gemacht wurde. Und noch eine Devise gilt für einen der berühmtesten Klubs der Welt: Too big to fail. Zu groß, um zu scheitern.

PS: Von der aktuellen Befindlichkeit Barcelona kann sich David Alaba am Mittwoch im Champions-League-Duell der Katalanen mit (pikanterweise) Paris St. Germain selbst ein Bild machen. Der FC Bayern ist erst nächste Woche (gegen Lazio Rom) wieder an der Reihe.