Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Konrad Plautz ist Sprecher der VAR-Gruppe. Im Podcast von Sky nahm Plautz zur VAR-Thematik Stellung. Und der 58-jährige Tiroler findet klare Worte: "Wir wissen, der VAR wird nie perfekt funktionieren. Ich sehe das größte Problem darin, dass die Schiedsrichter vor dem Monitor nach wie vor schiedsrichterliches Denken haben. Das ist in manchen Situationen schlecht. Man muss wie ein Konsument darauf schauen und nicht als Schiedsrichter. Sonst versucht man den Kollegen zu unterstützen und die Entscheidung zu bestätigen. Das ist der falsche Weg."
Die Fehlentscheidung von Schiedsrichter Harald Lechner und VAR Christian-Petru Ciochirca hat Plautz hautnah miterlebt. "Ich habe in meiner Rolle die gleichen Bilder zur Verfügung wie der VAR und habe sofort gesehen, dass das kein Strafstoß war. Ich konnte aber nicht eingreifen", sagt er. "In der Nachbesprechung habe ich dann aber sofort auf den Fehler hingewiesen. Wir sitzen oft im Hintergrund und es brennt uns unter den Nägeln, aber wir können nicht eingreifen. Das ist nun mal so. Wir haben den Vorfall intern aufgearbeitet." Dass Plautz als Supervisor nicht eingreifen darf, wäre dem "Protokoll geschuldet. Es gibt nicht in jedem Land einen Supervisor. In Österreich, Deutschland und der Schweiz ist er im Hintergrund für Schulungen, Lernzwecke, Aufarbeitung und Vorbereitung verantwortlich".
"Es handeln Menschen, die eine unterschiedliche Auffassung haben"
Plautz erklärt auch grundsätzlich, wie die Kommunikation zwischen VAR und Schiedsrichter abläuft: "Wenn der Schiedsrichter seine Auffassung einer Szene kommuniziert und eine falsche Wahrnehmung hat, kann der VAR sagen, bist du dir sicher, dass das so vorgefallen ist. Das ist für den Schiedsrichter schon ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass er sagt, ich möchte mir die Bilder noch einmal anschauen. Umgekehrt kann der VAR, wenn er sich mit einer Entscheidung des Schiedsrichters unwohl fühlt, den Schiedsrichter zum On-Field-Review schicken, damit dieser die Szene noch einmal anschauen kann."
Ein Problem wäre: "Es handeln Menschen, die eine unterschiedliche Auffassung haben. Es wird immer eine subjektive Meinung bleiben. Außerdem hängt es von der Tagesverfassung ab. Nicht jeder arbeitet alles von A bis Z gleich ab. Es ist eine Empfindungssache. Der eine sieht ein Foul anders als jemand anderes. Damit müssen wir leben. Aber wir versuchen diese Fehlerquelle so klein wie möglich zu halten, indem wir bei Schulungen einen großen Teil VAR haben."
Das Problem, dass Schiedsrichter nach einem On-Field-Review automatisch eine schlechtere Bewertung bekommen, sieht Plautz nicht. Mehr noch – er betont sogar, dass dem nicht so wäre. "Die Schiedsrichter werden nicht per se schlechter bewertet, wenn sie ein On-Field-Review haben. Es hängt davon ab, was es für ein Foul ist. Der letzte Schiedsrichter wurde 2017 aufgrund von schlechten Leistungen von der Liste genommen, also verstehe ich nicht, warum die Schiedsrichter sagen, dass sie deshalb einen Druck haben. Wir brauchen eine Reihung am Ende des Jahres, das heißt aber nicht, dass jemand wegen eines On-Field-Reviews die Woche danach nicht mehr pfeifen darf. Nur wenn es wirklich gravierend ist, nehmen wir sie vielleicht die Woche danach aus der Schusslinie."