Der Video Assistant Referee (VAR) und die Fußball-Bundesliga, das ist aktuell alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Nachdem die Liga in der vergangenen Woche im Nachgang gleich drei Fehlentscheidungen geortet hatte, wurde nun das Eröffnungsspiel des LASK im neuen Linzer Stadion gegen Austria Lustenau durch eine extrem strittige Entscheidung entschieden. Die Vorarlberger waren zu Recht extrem verärgert, auch LASK-Trainer Dietmar Kühbauer wunderte sich über den Elfmeterpfiff.

"Alle haben gesehen, dass es eine völlig falsche Entscheidung war", brachte Lustenau-Trainer Markus Mader die Situation in der 92. Minute treffend auf den Punkt. Florian Flecker kam bei starkem Regen im Strafraum zu Fall, erst danach traf Lustenaus Cem Türkmen den Linzer "Joker". "Ehrlich gesagt, muss ich nichts dazu sagen. Ich gehe zum Ball, stoppe vorher ab und sehe ihn kommen. Gefühlt liegt er schon vorher auf dem Boden, tritt in mich hinein und fordert einen Elfmeter. Für mich sprechen die Bilder für sich", schilderte Türkmen seine Sicht.

Schiedsrichter Harald Lechner entschied aber sofort auf Elfmeter und verzichtete nach einem Gespräch mit VAR Christian-Petru Ciochirca darauf, sich die Szene noch einmal selbst auf dem TV-Schirm anzusehen. Das wiederum stieß auch bei Ex-ÖFB-Teamspieler und Sky-Experte Marc Janko auf Unverständnis. "Was mich stört, ist, dass man in der 90. Minute als Schiedsrichter nicht rausgeht und es sich anschaut."

Am Tag danach zeigte sich Lechner selbstkritisch. "Ich bin richtig angefressen. Weil es bis zur 90. Minute ein richtig geiles Spiel war und alles, was mich als Schiedsrichter anging, am Schnürchen lief. Doch dann geschah ebendiese Szene – die ich falsch beurteilt und entschieden habe", sagte Lechner den "Vorarlberger Nachrichten".

Der 40-Jährige hätte sich gewünscht, dass ihn Ciochirca zum Bildschirm geschickt hätte. Er mache ihm aber keinen Vorwurf, so Lechner, der sich bereits telefonisch bei Mader entschuldigt hat. In der Nacht auf Samstag habe er "kein Auge zugetan", erzählte Lechner. "Diese Szene geisterte mir im Kopf herum und wird es sicher auch noch in den nächsten Tagen."

Mader fühlte sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff wie im falschen Film. "Obwohl man als Verein viel Geld investiert in Equipment und Kameras, passieren solche Fehlentscheidungen, die im modernen Fußball eigentlich nicht passieren dürfen. Das ist amateurhaft und traurig, dass solche Entscheidungen zugunsten oder zuungunsten von Mannschaften Spiele entscheiden", verlautete Lustenaus Trainer. Er wirkte trotz des bitteren Spielausganges gefasst. "Ich sehe es als Einstandsgeschenk für den LASK anlässlich der Eröffnung, aber nicht von uns, sondern von jemand anderem." Auf Streit mit Referee Lechner verzichtete er. "Es bringt ja nichts, schlussendlich wird das Ergebnis nicht zurückgenommen."

Kühbauer hatte mit seinem Team vergangene Woche beim 1:1 in Ried Pech gehabt, dass bei einem Handspiel von Ried-Verteidiger Julian Turi im Strafraum kein Elfer gegeben worden war. "Letzte Woche waren wir die Deppat'n, diesmal sind wir die Nutznießer", so der Burgenländer. Es sei ein leidiges Thema, dass es solche Entscheidungen gäbe, über die dann mehr diskutiert würde als über die Partie selbst. "Ich hoffe, dass es besser wird im Sinne des Fußballs", betonte der LASK-Coach.

So konnte Marin Ljubicic in der 94. Minute mit einem in Panenka-Manier verwandelten Elfmeter noch mit dem einzigen Treffer zum Matchwinner avancieren. "Wir wollten einen Dreier einfahren, dass es durch einen Elfer passiert ist, ist mir gleich", betonte Kühbauer. Eine gewisse Anspannung aufgrund der ersten Partie in der neuen Raiffeisen-Arena sei sicher ein Mitgrund gewesen für einen über weite Strecken durchwachsenen Auftritt. "Wir dürfen aber nicht nur sehen, was schlecht war. Wir sind hinten wirklich gut gestanden und mit sieben Punkten aus drei Spielen kann man durchaus zufrieden sein", bilanzierte der 51-Jährige.

Leistung nicht zufriedenstellend

Mit nun 34 Punkten ist den drittplatzierten Linzern die Teilnahme an der Meistergruppe sicher. "Wir wollen jetzt noch so viele Punkte wie möglich holen und dann wird man schauen, was in der Meistergruppe ist", so Kühbauer. Seinen Spielern fiel aufgrund des geglückten Einstands "ein Riesenrucksack runter", wie es Mittelfeldspieler Peter Michorl formulierte. Wichtig seien die drei Punkte gewesen. "Über die Leistung müssen wir aber reden", war sich der 27-Jährige bewusst.

Bei den Lustenauern war das nach einem starken Auftritt nicht der Fall. "Jeder kann bestätigen, dass wir uns einen Punkt verdient hätten. Wir fahren zwar mit hängenden Köpfen nach Hause und die Spieler sind geknickt, weil es ungerecht war, aber auf die Leistung können wir stolz sein, wir haben in der zweiten Halbzeit sogar dominiert und fast nichts zugelassen", lautete das Fazit von Mader. Sein Team verlor zum 2. Mal im 3. Spiel im Frühjahr. Das obere Play-off rückte damit für den Achten wieder etwas mehr in die Ferne.