Wenn ein relativ kleiner Verein im Fußball etwas Großes vollbracht hat, dann muss mindestens ein besonderer Spieler mitgewirkt haben. Wer erinnert sich noch daran, dass Sampdoria Genua einmal im Finale des Europacups der Landesmeister stand und dort 1992 erst nach Verlängerung dem FC Barcelona unterlag? Ein Blick auf die Aufstellung schärft den Fußballverstand. Denn für die Genuesen spielte damals ein gewisser Gianluca Vialli, der mit dem heutigen italienischen Nationaltrainer Roberto Mancini einen Traumsturm bildete. Am Dreikönigstag ist Vialli seiner Krankheit erlegen. Er starb mit nur 58 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Vialli stammte aus Cremona, der Stadt der berühmtesten Geigenbauer wie Antonio Stradivari und natürlich regte die Herkunft die Fantasien an. Nach einem Treffer im italienischen Cupfinale 1985, bei dem der Stürmer den Ball mit perfekter Präzision wie auf einer Linie ins Tor "gestrichen" hatte, wurde er mit einem Male zum "Stradivialli" geadelt. Dabei verfolgte Vialli einen eher kraftvollen Stil, freilich verknüpft mit starker Technik.

In Genua feierte Vialli gemeinsam mit seinem ewigen Freund Mancini - als "Gemelli del gol", die Tor-Zwillinge - große Erfolge, bis hin zum (bisher einzigen) Meistertitel. Erst nach dem Europacupfinale zog der Torjäger weiter, um sodann mit Juventus die Champions League zu erobern, ehe er bei Chelsea seine Laufbahn ausklingen ließ, mit lautstarker Begleitmusik. Denn in London avancierte der Sohn aus einem sehr begüterten Elternhaus, es war ein Schloss, zum ersten italienischen Spielertrainer auf der Insel und holte auch noch den Europacup der Cupsieger. Mit der Nationalmannschaft, für die er sich in 59 Spielen verausgabte, wurde er 1990 WM-Dritter.

Auch mit seiner Krebserkrankung ging der Angreifer sehr offensiv um, im Jahre 2017 wurde Vialli erstmals mit der Diagnose konfrontiert. 2019 holte ihn Mancini zur "Squadra Azzurra", bei der Euro 2021 war er Delegationsleiter. Auch seiner Motivationskunst war es zuzuschreiben, dass Italien den Titel gewann. Im vergangenen Dezember legte er seine Funktionen nieder, die Krankheit war zurückgekehrt. "Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, denn es ist ein viel stärkerer Gegner. Krebs ist ein ungewollter Reisebegleiter, und ich hoffe, dass er einmal müde wird." Italien trauert um einen seiner größten Fußballer.