Abseits oder kein Abseits? Diese Frage will man am Sonntag bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar leichter beantworten können. Möglich machen soll das eine neue Abseitstechnologie, die erstmals bei einer WM zum Einsatz kommen wird. Nachdem 2018 erstmals die VAR-Technologie eingeführt wurde, feiert nun also die nächste technische Neuheit ihr Debüt.

Für die exakte Messung einer Abseitsstellung wird eine riesige Menge an Daten geliefert. Zum einen sollen zwölf Kameras bis zu 29 Datenpunkte jedes Spielers 50 Mal pro Sekunde erfassen. So soll die genaue Position des Spielers erkennbar sein. Zum anderen liefert auch der offizielle Spielball mehrere Werte durch einen eingebauten Sensor. Dieser übermittelt 500 Mal pro Sekunde Balldaten an den VAR-Raum. Dadurch soll es möglich sein, den genauen Moment der Ballabgabe zu erkennen.

Die Entscheidung, ob ein Spieler im Abseits steht oder nicht, wird durch die Kombination von Gliedmaßen- und Ballortungsdaten sowie der Anwendung von künstlicher Intelligenz automatisch getroffen. Der Video Assistant Referee überprüft diese Entscheidung und teilt diese daraufhin dem Schiedsrichter auf dem Spielfeld mit. Der ganze Prozess soll laut FIFA innerhalb von 25 Sekunden abgeschlossen sein.

Mehr Transparenz für Fans

Sobald für die Schiedsrichter die Situation entschieden wurde, wird dies auch in Form einer 3D-Animation – wie sie auch die Video-Schiedsrichter sehen – auf den Fernsehbildschirmen als auch im Stadion präsentiert. Ziel der FIFA ist es, die Transparenz gegenüber den Fans zu erhöhen und auch den Teams, Spielern und Zusehern das Beste zu bieten, wie FIFA-Präsident Gianni Infantino sagt. Die FIFA wolle die Technologie weiter fördern, um den Fußball auf allen Ebenen zu verbessern.

"Tests sind sehr gut verlaufen"

Das neue System wurde schon 2021 bei Nachwuchsakteuren in Düsseldorf und München sowie beim Arab Cup in Katar und bei der Klub-WM im Februar 2022 in den Vereinigten Arabischen Emiraten getestet. Pierluigi Collina, der Vorsitzende der FIFA-Schiedsrichterkommission, sagt, dass die Tests sehr gut verlaufen seien. "Wir sind überzeugt, dass Schiedsrichter und Schiedsrichterassistenten in Katar ein sehr wertvolles Hilfsmittel haben werden", erzählt Collina weiter. Das Schiedsrichterteam, inklusive der Offiziellen im VAR-Raum, soll trotz der vielen Technologien der letzte Entscheidungsträger bleiben. Dem Vorwurf eines Abseitsroboters wird damit vonseiten der FIFA vehement widersprochen. Ab Sonntag wird die Praxis mehr weisen.