„Wir wollen euch kämpfen sehen“. Die Sturm-Graz-Spieler dürften sich die Gesänge der zahlreichen mitgereisten Fans zu Herzen genommen haben, denn just eine Minute nachdem sie angestimmt worden waren, gelang den bis dahin blassen Grazern aus dem Nichts der Ausgleich. Der WAC schien über weite Strecken alles souverän im Griff zu haben, hatte es aber verpasst höher in Führung zu gehen. „Ich muss den machen, ich hätte für den Abschluss mehr Zeit gehabt“, trauerte Dominik Baumgartner seiner Topchance in Hälfte zwei nach, die das 2:0 und damit wohl die Vorentscheidung bedeutet hätte. Auch andere WAC-Akteure, wie Alessandro Schöpf oder Markus Pink waren sich einig: „Wir müssen dieses Match gewinnen. Wir haben Sturm nur einmal ein bisschen aus den Augen verloren und da passiert gleich das Tor, das ist natürlich bitter.“ Dabei erwischten die Wolfsberger einen Traumauftakt in die Meistergruppe. Nach einem Gestocher im Strafraum kam Markus Pink aus kurzer Distanz zum Abschluss und sowohl durch die Beine eines Verteidigers als auch von Torhüter Kjell Scherpen, fand der Ball seinen Weg ins Netz. Sturm Graz wirkte im Anschluss wie gelähmt. Die Mannschaft von Jürgen Säumel fand die gesamte erste Hälfte offensiv praktisch nicht statt, was sich auch in der Statistik niederschlug laut welcher man keinen einzigen Schuss aufs Tor abgab. „Die erste Halbzeit war richtig schlecht. Dafür gibt es keine Entschuldigung“, ging Säumel anschließend mit seiner Mannschaft und sich selbst hart ins Gericht.
Eine Unachtsamkeit zu viel
Dieses Muster sollte sich nach dem Seitenwechsel wiederholen. Die Grazer hatten mehr vom Spiel aber zu Chancen kam der WAC. So vergaben neben dem bereits erwähnten Baumgartner auch Pink und Schöpf aus aussichtsreicher Position. „Es ist Sturm. Sie sind Titelfavorit. Da kann immer aus wenig etwas Brauchbares entstehen“, war der Wolfsberger Trainer Dietmar Kühbauer nach dem Match enttäuscht, dass man den Sack nicht schon früher zumachen konnte. Und der amtierende Meister brauchte tatsächlich nicht viel. Eine Flanke, einmal nicht optimal im Zentrum gedeckt und schon köpfelte Horvath via Innenstange zum Ausgleich ein und bescherte den Grazern nach einer weitgehend ereignislosen Schlussphase einen glücklichen Punkt.
Kurioser Ausschluss
Jenen Ausgleich konnte Kühbauer nur noch von der Tribüne aus verfolgen, da er bereits in Minute 35 innerhalb von wenigen Augenblicken zweimal Gelb sah. Die vermeintlichen Begründungen sind skurril. Beim ersten Mal wollte der Coach der Wolfsberger Schiedsrichter Julian Weinberger etwas fragen, dieser war aber mit der Art und Weise wie er angesprochen wurde nicht einverstanden und zückte den Karton. Nur knapp 90 Sekunden später soll Kühbauer den Linienrichter nachgeäfft haben, was dieser jedoch dementierte. „Wie soll ich ihn nachahmen? Ich habe keine Fahne. Vielleicht bin ich ihm zu auffällig an der Seitenlinie stolziert“, räumt dann jedoch ein: „Ich muss mich trotzdem an der eigenen Nase nehmen. Ich weiß, dass der Arm dieses Schiris recht locker sitzt und sollte mehr auf mein Verhalten Acht geben.“ Kühbauer ist damit im nächsten Meisterschaftsspiel bei der Wiener Austria gesperrt.