Er war "King Ralph" in "Ralphampton". Ein geradliniger Steirer in der südenglischen Hafenstadt. Das hat lange gepasst. Am Montagvormittag ist die emotionale, weil von Höhen und Tiefen geprägte Beziehung, zwischen Ralph Hasenhüttl und Southampton zu Ende gegangen. Die Saints haben die Trennung offiziell bekannt gegeben. "Wir glauben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung gekommen ist", heißt es. Hasenhüttl habe denkwürdige Ergebnisse erzielt und eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Vereinsstruktur, der Identität des Klubs und der Mannschaft eingenommen.

Im Dezember 2018 hat Hasenhüttl Geschichte geschrieben und wurde zum ersten österreichischen Premier-League-Trainer. Die Mannschaft stand damals mit dem Rücken zur Wand. Unter Mark Hughes hatte es seit zehn Ligaspielen keinen vollen Erfolg mehr gegeben. Der Steirer übernahm die Truppe auf einem Abstiegsplatz und schaffte mit fünf Punkten Vorsprung den Klassenerhalt. Eine Leistung, die dem 55-Jährigen einen fixen Platz in der Geschichte des Vereins und den Herzen der Fans verschaffte. Rang elf in der ersten vollen Saison war eine Art Konsolidierung des gesamten Klubs. Man blickte zumindest für einige Zeit wieder nach oben, statt nach unten. 

Die Liste jener Trainer, die ein 0:9 überstehen, ist denkbar kurz. Herbert Prohaska steht zum Beispiel nicht drauf. Hasenhüttl ist dieses "Kunststück" zweimal (gegen Leicester City und Manchester United) gelungen. Er durfte bleiben. In Zeiten des modernen Fußballs ein Ritterschlag in Sachen Solidarität und beidseitiger Treue.

Aktuell stehen die Saints mit Rang 18 wieder genau dort, wo sie von Hasenhüttl vor knapp vier Jahren übernommen wurden. Co-Trainer Rubén Sellés coacht jetzt interimistisch. Vor der durch die Weltmeisterschaft verfrühten Winterpause steht nur noch ein Spiel am Samstag an der Anfield Road an. Der zweite Co-Trainer, Richard Kitzbichler, wird dieses Spiel wie sein Chef nicht mehr von der Bank aus verfolgen. Der Tiroler wurde gemeinsam mit seinem Landsmann entlassen.

Ganz erfüllt haben sich die Hoffnungen Hasenhüttls nicht, dass Eigentümer Dragan Solak die Brieftasche so weit öffnet, dass ein Kader herausschaut, der die Top Ten der besten Liga der Welt attackieren könnte. Das internationale Geschäft blieb ein Traum. Vorwiegend wurden junge Perspektivspieler geholt. Ein letzten Endes benötigter Knipser war nicht dabei. 

Ob die sportliche Zukunft für Hasenhüttl noch eine Herausforderung offen hält, ist fraglich. Geäußert hat sich der achtfache ÖFB-Teamspieler – der Interesse am Teamchefposten immer verneint hat – am Montag nicht mehr. Das Karriereende hätte nach regulärem Ablauf des Vertrags im Sommer 2024 beschlossene Sache sein sollen. Der fast schon unmenschlich durchgetaktete Terminkalender der Premier League hat seine Spuren hinterlassen. Ein ausgeprägter Freizeitdrang und der Job als Manager auf der Insel lassen einander nicht vereinen. Ob es bei der Entscheidung definitiv bleiben wird, wurde Hasenhüttl erst im Sommer von der Kleinen Zeitung gefragt. "Das weiß man nie", lautete die vielsagende Antwort.