Beim Sinquefield-Cup in St. Louis hat sich Schachweltmeister Magnus Carlsen vor zwei Wochen aus dem Turnier zurückgezogen. Am Tag davor hat er gegen den 19-jährigen Amerikaner Hans Niemann verloren. Der Tweet, in dem Carlsen seinen Rückzug vom Turnier bekannt gab, sorgte für Spekulation: Betrugsvorwürfe gegen Niemann beschäftigen die Schachwelt. Beweise? Gibt es keine. Zumindest keine, die offengelegt werden.

Jetzt hat Carlsen zum nächsten Schlag ausgeholt: Bei einer Onlinepartie des Norwegers gegen Niemann gab er nach nur einem Zug auf.

Der Weltmeister bekräftigt damit die Betrugsvorwürfe gegen Niemann. Offizielle Aussage dazu gibt es aber keine.

Gefallen tut sich der Weltmeister damit keinen. Seit zehn Jahren unantastbar und kaum kritisiert, fehlt in weiten Teilen der Schachwelt das Verständnis für das Verhalten Carlsens. So kritisiert etwa die internationale Meisterin Jovanka Houska: „Er kann nicht einfach sagen: ‘Ja, ich glaube, du hast betrogen’ und eine Hexenjagd beginnen. Er muss sagen: ‘Das ist mein Beweis.’“

Auch der Präsident des Berliner Schachverbands Paul Meyer-Dunker sieht das ähnlich. Er meldet sich auf Twitter zu Wort: "Anstatt sich zu äußern, beschließt Magnus Carlsen, Hans Niemann dem Internetmob zum Fressen vorzuwerfen, der es ihm unmöglich macht, sich fair dagegen zu wehren. Aus großer Macht folgt große Verantwortung. So sollte Carlsen nicht damit umgehen."

Das Turnier spielt Carlsen trotz der sofortigen Aufgabe gegen Niemann weiter. Und das mit durchaus beachtlichem Erfolg.