Tradition, Legenden, Meistertitel – das einzige, was der AS Roma bisher fehlte, war ein internationaler Pokal. Der 1927 gegründete Verein gewann bisher dreimal die italienische Meisterschaft, brachte mit Daniele De Rossi eine der größten Legenden im internationalen Fußball heraus und durften nun nach dem 1:0 gegen Feyenoord Rotterdam im Finale der Conference League erstmals eine Trophäe auf internationaler Bühne in den Himmel von Tirana stemmen.

Fans und Spieler wussten dabei ganz genau, wem sie den historischen Titel zu verdanken haben: Jose Mourinho. Dass „The Special One“ einer der erfolgreichsten Trainer überhaupt ist, beweist nicht nur Sieg Nummer 13 im 14. Endspiel. Dass Mourinho auch „Roma“ kann, mit all den Emotionen, Erwartungen und Sehnsüchten, hat er nun endgültig gezeigt.

"Er hat seine Erfahrung, seine Aura nach Rom gebracht und seine Gewinnermentalität auch", sagte Roma-Verteidiger Chris Smalling über seinen Coach. Bereits im Halbfinale, als der sonst so kalt wirkende Portugiese nach der erfolgreichen Qualifikation für das Endspiel in Tränen ausbrach, schlossen ihn viele Italiener ins Herz. Als er auf der Pressekonferenz danach in fast perfektem Italienisch philosophierte, dieser Erfolg sei ein Sieg der „famiglia“ gewesen, trug er sich final in die Geschichtsbücher des Vereins ein, trotz durchschnittlicher Saison in der Serie A.

Allzu schön war der Weg zum ersten internationalen Titel der Römer anfangs aber nicht. Bereits am Nachmittag prallten verfeindete Fangruppen beider Klubs aufeinander. Es gab Verletzte und Festnahmen. Auch spielerisch wussten die Italiener in der ersten Hälfte nicht zu begeistern – mit einer Ausnahme. Nicolo Zaniolo brachte die Roma in Führung (32.), ÖFB-Legionär Gernot Trauner sah bei der Hereingabe von Gianluca Mancini zuvor nicht gut aus.

"Ich war nicht nahe genug am Mann, konnte den Ball nicht mehr wegköpfeln", blickte Trauner nach dem Spiel auf die Situation zurück. "Es tut mir leid für das Team. Es ist gerade eine große Leere in den Köpfen, wir haben uns das anders vorgestellt. Aber es hilft nichts, wir haben das Finale verloren, da geht es nur ums Gewinnen."

Kurz nach Wiederanpfiff hätte der Österreicher seinen Fehler dann beinahe wieder gutgemacht, traf nach einer Ecke jedoch nur die Stange. Wenige Augenblicke später musste Roma-Schlussmann Rui Patricio in letzter Not klären, als er einen Schuss von Lutsharel Geertruida gerade noch an die Stange wehren konnte. Der niederländische Druck erhöhte sich, die Italiener konzentrierten sich in feinster Mourinho-Manier auf das Konterspiel und die Verteidigung mit allem, was ein Fußballerköper regeltechnisch hergibt.

Am Ende ging den Niederländern gleichermaßen Luft wie Ideen aus, während die Roma bereits 15 Minuten vor Schluss die Eckfahne zum Zeitspiel suchte. Nach Abpfiff trauerte Feyenoord der Riesenchance nach, war man in diesem Endspiel nicht unbedingt die schlechtere Mannschaft. Dieser Umstand war den Italienern egal, sie lagen sich Sekunden nach dem Ende der Partie bereits in den Armen – ein aufgelöster Trainer mittendrin.

"Es war ein irres Spiel, wir haben alles reingeworfen, das Stadion in Rom war auch ausverkauft", sagte Smalling. Die nächsten zwei Tage wird wohl Party gemacht." Teamkollege Henrikh Mkhitaryan, der früh verletzt ausgewechselt werden musste, sagte: "Unglaublich, fantastisch, danke an alle Fans und Kollegen. Wir sind richtig happy, es bedeutet uns viel, das wird der Beginn eines neuen Kapitels. Wir müssen den Moment genießen."