Da hat die Physioabteilung beim WAC ganze Arbeit geleistet. Nicht wie gewohnt körperlich, sondern an der Ausrüstung. Am Schuh des an der Achillessehne an einer offenen Wunde genähten Tai Baribo haben Sasa Rodic und Seppi Rainer so lange geschnitten und getüftelt, bis der Israeli einigermaßen schmerzfrei hineinpasste. Das gestrige Abschlusstraining wurden mit einem kleinen Loch im Schuh absolviert. Der Top-Torschütze des WAC wird somit für heute im Laufe des Spiels zur Alternative. Thorsten Röcher steht nach überstandener Erkrankung vor der Rückkehr in die Startelf. „Wir beklagen die Verletzten nicht. Im Grunddurchgang hatten wir fast gar keine. Gerade in der Offensive bin ich aber froh über die Optionen“, sagt Trainer Robin Dutt

Wann, wenn nicht jetzt, wird es im Lavanttal nach einer noch punktelosen Meisterrunde gerade vor dem Derby heute heißen. Die Punkteausbeute hinkt den Leistungen hinterher. Den Gegner will man heute mit vielen Chancen unter Druck setzen. „Sie sind gut organisiert und man erkennt die gute Handschrift des Trainers. Dass sie trotz der vielen Ausschlüsse da sind, wo sie sind, zeigt ihre hohe Qualität“, sagt Dutt. Drei Punkte können oft reichen, um die Welt gleich wieder anders aussehen zu lassen. Die Gegner nehmen sich die Punkte weg. So muss die Austria Wien zweimal gegen Salzburg antreten, Rapid ist gegen Sturm auch nicht gerade Favorit. „Darauf schauen wir höchstens nach dem Spiel. Zu rechnen ist immer ein großer Fehler“, weiß Dutt. 

Doch ein Derby birgt auch Gefahren. Gegen den Nachbarn aus Klagenfurt wäre es besonders bitter, wenn es erneut nicht mit drei Punkten klappen sollte. Die Violetten haben in dieser Saison schon häufig bewiesen, welch unangenehmer Gegner man sein kann. „Wir müssen gewinnen, aber Klagenfurt auch. Freiwillig werden sie Platz sechs sicher nicht nehmen“, sagt Dutt.

Erneut umgebaut muss heute die Viererkette werden. Abwehrchef Dominik Baumgartner hat sich vor dem Abschlusstraining mit muskulären Problemen abgemeldet. Rund 4000 Tickets wurden für das Derby verkauft.

Kein Lehrgeld mehr zahlen

Bereits Trainerlegende Ernst Happel hat Austria-Klagenfurt-Chefcoach Peter Pacult etwas Wesentliches eingetrichtert und zwar auf eine pragmatische Art und Weise: „Wenn wir im Ballbesitz sind, kann uns der Gegner nicht wehtun.“ Eine logische Schlussfolgerung, die es im Derby heißt umzusetzen. „Wir werden garantiert jetzt wieder unsere Räume bekommen, das hat man in den letzten beiden Duellen gesehen, und genau die heißt es dann auch ideal zu nützen“, verdeutlicht der 62-Jährige. 

Die Wolfsberger sind nach der bisherigen Punkteflaute in der Meistergruppe dementsprechend unter Zugzwang. Das wollen sich die Klagenfurter in gewisser Hinsicht zunutze machen. Der Wiener spricht vor dem richtungsweisenden Kärntner Derby aber auch jene Tatsache an, „dass wir heuer schon genügend Lehrgeld gezahlt haben und vermutlich wird das im ein oder anderen Spiel der Meistergruppe noch der Fall sein, aber die Erfahrungswerte bringen die Mannschaft enorm weiter voran. Diese Ebenbürtigkeit muss man sich letztlich als Aufsteiger auch einmal erst erarbeiten.“

Die 0:6-Heimniederlage gegen Serienmeister Salzburg haben die Violetten laut Pacult „richtig eingeordnet. In Unterzahl passieren dumme Fehler, die nicht passieren sollten. Aber dabei darf man nicht diesen permanenten Druck vergessen. Wobei das Nichterkennen von gewissen Situationen gehört in die Kategorie Anfängerfehler, die aber auch anderen Teams passieren.“

Abgespielt hat sich auch in der laufenden Trainingswoche einiges. Während „Mentalitätsmonster“ Turgay Gemicibasi nach seiner Rotsperre zum Zusehen verdammt ist, kehrt Flügelflitzer Alex Timossi wohl wieder zurück in die Startelf. 

„Es wird wichtig sein, dass wir unsere Tugenden, wie beim Austria-Wien-Spiel, sowie in der ersten Hälfte gegen Salzburg, aufs Feld bringen. Wir müssen diszipliniert agieren. Uns ist völlig bewusst, dass sich der WAC zuletzt unter Wert geschlagen hat“, unterstreicht Pacult, der betont, „dass der WAC auch eine Mannschaft ist, die sich weniger mit dem Gegner beschäftigen, sondern, die ihr Spiel durchziehen und jederzeit Chancen kreieren können.“