Mehr als drei Viertel aller Sportvereine rechnen mit finanziellen Verlusten, ein Drittel will daher auch bevorstehende Investitionen aufschieben. 56 Prozent der Vereine geben an, dass sich die Epidemie generell auf ihre Ausgaben auswirken wird. Immerhin: Von Kündigungen oder Kurzarbeit waren die Vereine bisher nicht betroffen. Aber wohl nur, weil die Arbeit ohnehin überwiegend von Ehrenamtlichen geleistet wird.

All das ergab eine Erhebung der SportsEconAustria, die im Auftrag der Sportunion Österreich die Auswirkungen der Coronakrise auf Sportvereine untersuchte. Nun wurde in fünf Punkten ein Impulsprogramm entwickelt, um die Existenz der Vereine zu sichern.

Fünf-Punkte-Programm

Die Förderung durch den NPO-Fonds (Corona-Unterstützungsfonds für Non-Profit-Organisationen) müsse verlängert werden. Sportunions-Präsident Peter McDonald betont, dass diese staatliche Unterstützung eine Pleitewelle abgewendet habe. Österreich sei in diesem Punkt vielen Ländern Europas voraus. Sportminister Werner Kogler (Grüne) zeigt sich einer Verlängerung durchaus zugetan, eine gesetzliche Festlegung gibt es aber noch nicht.

Ein weiterer Punkt des Impulsprogramms ist die verpflichtende Öffnung der Schulsportstätten, um mehr Raum für Vereine zu schaffen. "Wir könnten das Sportangebot um mindestens ein Drittel steigern, ohne neue Sportstätten zu bauen", so McDonald.

Ansonsten werden noch Steueranreize wie die Absetzbarkeit von Mitgliedsanträgen und die Anrechnung ehrenamtlicher Tätigkeiten für die Pensionsversicherung gefordert. Außerdem soll die neue, leistungsgerechte Reiseentschädigung beibehalten werden.

"Sport muss gefördert werden, weil es mehr ist als nur Bewegung. Man lernt mit Leistungsorientierung und Fairness umzugehen. Im Team gewinnt man gemeinsam und man verliert gemeinsam. Sport ist wertebildend", begründet McDonald.

Sportunion-Präsident Peter McDonald
Sportunion-Präsident Peter McDonald © SPORTUNION

Mitgliederzahlen gestiegen

Die durchgeführte Studie zur Lage der Vereine wirft auch ein positives Licht auf die Entwicklung der Vereine. Über die letzten fünf Jahre sind die Mitgliedschaften bei 44 Prozent der Vereine gestiegen, bei nicht einmal einem Fünftel gesunken. Insgesamt gibt es auch mehr ehrenamtliche Mitarbeiter. "Wir haben die Vergangenheit und die Gegenwart analysiert. Man kann durchaus sagen, dass die Sportinfrastruktur vom Neusiedlersee bis zum Bodensee sehr gut funktioniert", lobt der Präsident der Sportunion. Inzwischen sei jedes zweite Kind in einem Sportverein.

Problem der "dritten Halbzeit"

Für McDonald haben die Sportvereine ihre Hausaufgaben in der Corona-Krise hervorragend erledigt. Von Präventionskonzepten über Covid-19-Beauftragte und Contact Tracing sei alles dabei gewesen. "Die Politik hätte sich mehr auf die Eigenverantwortung der Sportvereine verlassen können. Es haben sich kaum Leute beim Training angesteckt." Für Peter McDonald liegt das eigentliche Problem der Ansteckungsgefahr in der "dritten Halbzeit".  Denn: die Ansteckungsgefahr sei bei gemeinsamen Aktivitäten nach dem Training wesentlich höher als beim Sport selbst.

"Wir müssen jetzt das Beste aus einer schwierigen Situation machen. Es ist eine große Herausforderung unter den derzeitigen Auflagen qualitative Trainings abzuhalten. Die Sportvereine verhalten sich vorbildlich und erbringen sensationelle Leistungen."