„Lindsey, Lindsey“ hallte es durch den Zielraum, als der US-Superstar nach einem sensationellen sechsten Platz in der Abfahrt von St. Anton ins Publikum winkte. Die Energie der Zuschauer, vor allem in Österreich, gebe ihr Kraft, verriet Vonn. „Obwohl es auch immer wieder negative Kommentare gab, ist die Stimmung der Fans ein Wahnsinn, egal ob auf der Straße oder im Lift. Das gibt mir Energie“, strahlte die 40-Jährige.

Beim Sieg von Federica Brignone hatte Vonn bereits im Starthaus vor ihrer Fahrt „Schmetterlinge im Bauch. Alles fühlt sich frei und locker an und ich habe ein super Team. Alles passt einfach zusammen.“ Auf der Strecke hätte aber bei weitem noch nicht alles zusammengepasst, verriet die 82-fache Weltcup-Siegerin. Zwar war es im zweiten Rennen seit ihrer Rückkehr eine enorme Steigerung, wirklich zufrieden war die Perfektionistin aber nicht. „Es waren sicher ein paar Fehler dabei, aber für die erste Abfahrt seit sechs Jahren war das schon ganz okay.“

Vonn hat noch Potenzial

Am Limit sei Vonn „nie“ gewesen, mit ihrer Linie ging sie auf Nummer sicher. „Ich habe geschaut, dass ich so wenig Fehler wie möglich mache. Hier und da waren ein paar Fehler drinnen, aber es war solide.“ Emotional war der nächste Schritt des Comebacks aber allemal. „Das Leben ist mit 40 noch nicht vorbei, man kann noch alles schaffen, wenn man hart arbeitet. Das Leben ist schön und kurz, deshalb musst du jeden Tag genießen.“ Bereits im Super-G am Sonntag hat sie die Chance auf einen weiteren Spitzenplatz, nächste Woche wartet dann mit Cortina einer ihrer Lieblingsorte. „Ich wandere zwar nicht gerne, aber diese fünf Schritte an die Spitze kann ich noch gehen“, scherzte sie angesprochen auf den Weg von Platz sechs zum möglichen nächsten Sieg.

Trotz der Jubelstimmung blickte Vonn im Ziel auch in ihre US-amerikanische Heimat. In Los Angeles an der Westküste der USA wüten derzeit schlimme Brände, mehrere Menschen sind bisher gestorben. „Einige Freunde von mir haben dort alles verloren, deshalb wollte ich heute auch für sie fahren und deshalb habe ich gewusst, dass ich es dann auch gut machen muss.“