Das Pressezentrum am Innsbrucker Bergisel ist heuer direkt unter dem Schanzentisch einquartiert. Also auf halber Strecke des Schrägaufzugs, der die Athleten zum Schanzenturm hoch kutschiert, ehe es von dort mit dem Lift Richtung Zitterbalken weitergeht. Beim Ausstieg auf der „Mittelstation“ befindet sich eine kleine Plattform, wo man sich auf Höhe des Schanzen-Vorbaus bei der 50-Meter-Marke postieren kann. Ein idealer Punkt, um den gesamten Schanzen-Kessel zu überblicken. Und ein noch idealerer Punkt, um hautnah mitzuerleben, was es tatsächlich bedeutet, nur mit zwei Brettern an den Füßen und von der Thermik gebeutelt durch die Luft zu segeln.
Wobei es für den Außenstehenden nur schwer zu beschreiben ist, welche Kräfte auf die waghalsigen Athleten während eines Flugs einwirken. Nachdem sich der Springer abgestoßen hat, braust er den 91 Meter langen Anlauf des 2002 von Star-Architektin Zaha Hadid neu errichteten und längst zum Innsbrucker Wahrzeichen erhobenen Bakken hinunter, hebt mit rund 90 km/h ab und schießt den Hang hinunter. Passiert er die 50-Meter-Marke, hat der Springer einen Luftstand zwischen fünf und sechs Metern – bei zunehmender Geschwindigkeit. Der Lärm, der entsteht, wenn der Athlet die Luft durchschneidet, ist enorm. Die Gedanken des Betrachters pendeln zwischen „faszinierend“ und „absoluter Selbstmord.“
Skispringen hat in der heutigen Zeit möglicherweise ein wenig an Faszination eingebüßt. Dabei ist es nach wie vor eine der wenigen Möglichkeiten, mit der sich der Mensch den Traum vom Fliegen erfüllen kann. Wie gefährlich die Sportart ist, zeigen immer wieder Stürze, die nicht selten mit schlimmen Folgen enden.
Keine Frage, die Weitenjäger verdienen den allerhöchsten Respekt. Der wurde ihnen auch in Innsbruck bei ausverkauftem Haus von 22.500 Fans und Millionen von TV-Zuschauern gezollt. Für das Tourneefinale am Montag in Bischofshofen sind noch Restkarten zu haben. Machen Sie sich auf den Weg – es zahlt sich aus!
